Samstag, 3. September 2011

Dubai - eines von sieben der Vereinigten Arabischen Emirate

Mal gesehen und schon vergessen

Bei ungenauer Betrachtung erscheint einem das Emirat Dubai weltweit in aller Munde. Dem ist jedoch nicht so. In Deutschland wird viel über dieses Emirat gesprochen. In der internationalen Presse ist es ein Thema in der Wirtschaftswelt, aber natürlich nur eines unter sehr vielen anderen und immer mehr im Zusammenhang mit einer Immobilien-Blase, die sich in den letzten Boom-Jahren des Baus nun dem Ende neigt, ja ein Platzen dieser Blase bevorsteht.

Wirtschaftliche Metropole der sieben Emirate

Bei Dubai handelt es sich um eines der sieben Emirate der Vereinigten Arabischen Emirate (Staatsgründung 2. Dezember 1971), das weitläufig als Synonym für die gesamte – boomende - Region steht, allerdings eben nur ein Emirat darstellt, es sich faktisch nur um eine sich in der Wüste befindliche Stadt handelt, an den Arabischen Golf grenzend und die wirtschaftliche Metropole der Emirate darstellt, während es sich bei der Hauptstadt der Emirate um Abu Dhabi handelt, dem Verwaltungs- und Regierungssitz, einem weiteren gleichnamigen Emirat.

Clans beherrschen uneingeschränkt die Emirate

Alle sieben Emirate werden von Prinzen einer weitläufigen Herrscherfamilie geführt, zumeist immer der älteste eines dieser Clans, die damit alle miteinander verwandt sind. Der Regent von Abu Dhabi ist regelmäßig auch der Regierungschef aller Emirate. In dieser traditionell-islamischen Region entscheidet nur und ausschließlich das Geld. Geld hat Dubai weniger wegen seiner Ölvorkommen, sondern wegen seiner aggressiven Erneuerung, mit dem die Bevölkerung bei weitem nicht Schritt gehalten hat – Science Fiction im Mittelalter.
Neben Abu Dhabi und Dubai existieren noch weitere fünf Emirate (Sharjah, Ajman, Umm al-Qaiwain, Fujaira, Ras al-Khaima), die aber alle weniger bekannt sind. Die dortige Realität lässt an das traditionelle Leben, Denken und Handeln der Zeit um 1.000 vor Christi unserer Zeitrechnung. In den weit abgelegenen Emiraten erinnern nur noch die vielen und großen Autos an die heutige Zivilisation.

Gekaufte, nicht gelebte Zivilisation

Der Prinz von Ras al-Khaima empfängt privat in einer Mischung aus Haus und Zelt, in der in großer Runde seine Männerfreunde, seine Diener und die Honoren der Gegend anwesend sind. Man isst gemeinsam, betet, später tanzt der Prinz einen traditionellen Tanz mit Schwert, während ein Lakai auf seinem Instrument ein schnulziges Liebeslied spielt und singend begleitet und der Gast nicht mehr so recht weiß, wie er auf die Aufforderung zum Tanz noch reagieren soll. Nein sagen jedoch ist nicht gestattet. Da wird dann sprachliches Geschick gefragt.

Außerhalb der wirtschafts- und der politischen

Metropolen bestehen die Emirate aus, was dort eigentlich immer schon gewesen ist – Sand. Dieses Sandvorkommen ist weitaus mehr vorhanden als das schwarze Gold, denn Öl haben die Emirate nicht viel und auch nicht mehr lange. Beiden Metropolen fehlt jegliche Historie und damit Urbanität, jegliches gesellschaftliches Leben, Kunst, Kultur, jegliches Angebot außerhalb der Shopping-Center, die jedoch zahlreich und sehr groß vertreten sind. „Shoppen“ ist häufig die Kompensation aller anderen inhaltlich geprägten Beschäftigungsmöglichkeiten.

In der Männergesellschaft der Emirate sieht man faktisch keine islamische Frau und wenn, dann natürlich nur die sie bedeckenden schwarzen Stoffe. Diese Maßnahme soll nicht nur die Frauen davor schützen, ihre Unschuld durch Männerblicke zu verlieren oder gar durch sexuelle Übergriffe, sondern auch dem Mann davor Schützen, dass die sich in der Frau, u.a. in der Haarpracht, verbergende unmoralische Versuchung die ebenso unmoralischen Begierden des Mannes wecken, der gegen diese „teuflische Versuchung“ nicht allein durch Willen widerstehen kann.

Vordergründige Modernität, wirtschaftliches Unvermögen

Außerhalb dieser Städte begegnet man baulich die letzten Jahrhunderte, weniger Pracht, mehr Einfachheit, die anzutreffende Mentalität ist weitaus älter und wird mit Stolz auf tausende Jahre Tradition zurückgeführt. Die fünf Emirate, von denen kaum einer spricht, befinden sich im Nachholbedarf, können Abu Dhabi und Dubai jedoch nicht folgen. Neben Geldmangel, liegt das an dem Unvermögen von Herrscherfamilien, bei denen das althergebrachte Herrscherprinzip von oben nach unten gilt und durchgesetzt wird, aber keine Phantasie und keine Eigeninitiative der Bevölkerung oder gar Intelligenzen des Landes fördert. Das Schulsystem ist einseitig und zumeist nicht dazu geeignet, ohne ausländischer Hilfe Arbeitskräfte heranzuziehen.

Schlechtes Management, Korruption, keine Nachhaltigkeit

Zudem wird in den Sippen geheiratet, mit Familienangehörigen gearbeitet und modernes Management ist nicht vorhanden, im krassen Gegensatz zu der Notwendigkeit beim Ausbau der Emirate und des Standes der beiden Vorzeigestädte. Zuletzt werden fast kindliche Träumereien mit Management und Kreativität verwechselt. Es sind keine Angebote zur Bewältigung der Zukunft vorhanden, eher partiell auftretende Ideen und manchmal eben auch Wahnvorstellungen. Ein Millardengrab z.B. stellt das Burj Al Arab dar, dass als weltgrößtes Kasino geplant war, bis klar wurde, dass der Koran Glücksspiel untersagt und es zu einem Hotel umkonstruiert wurde. Experten errechneten, dass man selbst in 100 Jahren des Betriebes keine Rendite erlangen wird.

Hinzu kommen viele unseriöse Berater, die nicht nur von der Goldgräberstimmung angezogen werden, sondern insbesondere auch durch die stark ausgeprägte Korruption angezogen werden, die Unseriösität fördert. Es folgen schlechte Bauqualität, geringe Produktivität, keine Nachhaltigkeit für die Zeit nach dem Öl.

Dubai ist groß und teuer, aber im Verhältnis nur ein Stadtteil Pekings. Dazu geht in wenigen Jahren das Öl aus. Dann bleiben zwar die in der Wüste begrünten Golfplätze, hoffentlich auch noch die Funktionsfähigkeit der Bewässerungsanlagen.

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