Sonntag, 30. Oktober 2011

Sensationelles Indonesien

Bei Indonesien handelt es um das größte Land der islamischen Welt. Das gilt zum einen für die Einwohnerzahl mit ca. 240 Mio. Menschen, zum anderen auch für die Größe des Landes, das zusammengefasst über 2 Mio. qkm Fläche misst, sechsmal so groß wie Deutschland oder aber groß wie West-Europa. Die Ausdehnung dieses Inselreiches umfasst 1.870 km nord-südlich und 5.100 km west-östlich. 

Der dortige Islam hat eine sehr weiche Ausprägung. Man kann ihn in seiner Wirkung und in der Handhabung durch die Masse der Bevölkerung mit unserem christlichen Verständnis oder dessen Auswirkungen in unserem Alltag vergleichen. Neben der zu 88 % herrschenden islamischen Religion finden sich hier auch Christen, Buddhisten oder Hindus, die zumeist auf Bali leben.

Dieses aus über 3.500 Inseln und mehr als 30 ethnischen Gruppen und über 350 Sprachen bestehende Land umfasst mit seiner Kultur ein kleines Universum und müsste dafür allein schon zum Weltkulturerbe ausgerufen und geschützt werden.

Während all meiner Reisen in nun über 80 Länder habe niemals eine so unglaublich freundliche, zuvorkommende, höfliche und liebevolle Bevölkerung kennen gelernt. Das Wesen der dortigen Menschen, die die arabische Interpretation des Islam ablehnen, ist ganz wunderbar und sollte uns im Westen, sollte den USA zum Vorbild dienen, wenn es um Humanismus und soziale Gemeinschaft und respektvolles Miteinander geht.

Jakarta, überall eher als Moloch bekannt, ist mit ihren offiziell 9 Mio. Einwohnern, der Großraum Jakarta zählt ca. 23 Mio. Menschen, eine sehr große und unwahrscheinlich beeindruckende Metropole, die in Deutschland ihresgleichen suchen dürfte. Diese Metropole erscheint unglaublich gut organisiert, aufgeräumt und sauber, gemessen an ihrer Größe und nicht zu vergleichen mit den arabischen Metropolen, die ja eher rückständig und sehr verschmutzt wirken. Hier ist jeglicher Luxus ebenso alltäglich und behauptet sich neben einer zum Teil unvorstellbaren Armut, wie auch moderne Architektur sich ganz alltäglich neben kleinen Hütten und Baracken formiert, Zukunft und Vergangenheit, wunderbare Restaurants neben Garküchen, Shopping-Center und sehr ursprüngliche Märkte, Stände und sonstige Verkaufsflächen.

Die Stadt ist sehr vielseitig und bietet den Bewohnern und Besuchern faktisch alles an Unterhaltung und Kurzweil, darunter auch ein Open-Air-Museum, in dem alle architektonischen Besonderheiten der gesamten Nation in realer Größe nachgestellt sind und womit die Vielseitigkeit dieses Reiches erst wirklich deutlich wird.

Wir hören nur selten über Indonesien, ab und zu von Terrorakten oder bewaffneten Auseinandersetzungen und realisieren nicht, dass diese in einer solchen Entfernung von den Hauptinseln und der Hauptstadt stattfinden, dass selbst die dortige Bevölkerung sie nicht unbedingt selbst erlebt oder erfährt. Eine Reisewarnung nach Indonesien wegen dieser Vorkommnisse würde umgesetzt auf die Dimensionen in Europa heißen, dass man Kopenhagen nicht besuchen dürfe, weil es in Serbien zu Gewalt gekommen ist.

Dieses insgesamt recht arme Land, dessen Bruttoinlandsprodukt bei ca. 130 Mrd. Euro liegt, also 1/30 des in Deutschland produzierten, aber ebenso groß ist, wie von vier arabischen Staaten im Norden Afrikas inklusive der Ölförderung zusammen, dieses Land ist auch außerhalb Balis, der weltweit bekannten Urlaubsinsel, eine Sensation und rechtfertigt jede ausgedehnte Reise und auch die Vorstellung, dass in Asien die Zukunft der Menschheit liegen dürfte, Europa ein Museum sein wird, Afrika, entgegen aller Schönrederei, den Sprung in die Neuzeit nicht mehr schaffen kann und der Welt nur noch zur Beruhigung seines Gewissens dienen wird, den sich rasant entwickelnden Asiaten einmal als Ort dient, in dem die Herkunft der Menschheit nach verfolgt und gelehrt wird.

Samstag, 3. September 2011

Dubai - eines von sieben der Vereinigten Arabischen Emirate

Mal gesehen und schon vergessen

Bei ungenauer Betrachtung erscheint einem das Emirat Dubai weltweit in aller Munde. Dem ist jedoch nicht so. In Deutschland wird viel über dieses Emirat gesprochen. In der internationalen Presse ist es ein Thema in der Wirtschaftswelt, aber natürlich nur eines unter sehr vielen anderen und immer mehr im Zusammenhang mit einer Immobilien-Blase, die sich in den letzten Boom-Jahren des Baus nun dem Ende neigt, ja ein Platzen dieser Blase bevorsteht.

Wirtschaftliche Metropole der sieben Emirate

Bei Dubai handelt es sich um eines der sieben Emirate der Vereinigten Arabischen Emirate (Staatsgründung 2. Dezember 1971), das weitläufig als Synonym für die gesamte – boomende - Region steht, allerdings eben nur ein Emirat darstellt, es sich faktisch nur um eine sich in der Wüste befindliche Stadt handelt, an den Arabischen Golf grenzend und die wirtschaftliche Metropole der Emirate darstellt, während es sich bei der Hauptstadt der Emirate um Abu Dhabi handelt, dem Verwaltungs- und Regierungssitz, einem weiteren gleichnamigen Emirat.

Clans beherrschen uneingeschränkt die Emirate

Alle sieben Emirate werden von Prinzen einer weitläufigen Herrscherfamilie geführt, zumeist immer der älteste eines dieser Clans, die damit alle miteinander verwandt sind. Der Regent von Abu Dhabi ist regelmäßig auch der Regierungschef aller Emirate. In dieser traditionell-islamischen Region entscheidet nur und ausschließlich das Geld. Geld hat Dubai weniger wegen seiner Ölvorkommen, sondern wegen seiner aggressiven Erneuerung, mit dem die Bevölkerung bei weitem nicht Schritt gehalten hat – Science Fiction im Mittelalter.
Neben Abu Dhabi und Dubai existieren noch weitere fünf Emirate (Sharjah, Ajman, Umm al-Qaiwain, Fujaira, Ras al-Khaima), die aber alle weniger bekannt sind. Die dortige Realität lässt an das traditionelle Leben, Denken und Handeln der Zeit um 1.000 vor Christi unserer Zeitrechnung. In den weit abgelegenen Emiraten erinnern nur noch die vielen und großen Autos an die heutige Zivilisation.

Gekaufte, nicht gelebte Zivilisation

Der Prinz von Ras al-Khaima empfängt privat in einer Mischung aus Haus und Zelt, in der in großer Runde seine Männerfreunde, seine Diener und die Honoren der Gegend anwesend sind. Man isst gemeinsam, betet, später tanzt der Prinz einen traditionellen Tanz mit Schwert, während ein Lakai auf seinem Instrument ein schnulziges Liebeslied spielt und singend begleitet und der Gast nicht mehr so recht weiß, wie er auf die Aufforderung zum Tanz noch reagieren soll. Nein sagen jedoch ist nicht gestattet. Da wird dann sprachliches Geschick gefragt.

Außerhalb der wirtschafts- und der politischen

Metropolen bestehen die Emirate aus, was dort eigentlich immer schon gewesen ist – Sand. Dieses Sandvorkommen ist weitaus mehr vorhanden als das schwarze Gold, denn Öl haben die Emirate nicht viel und auch nicht mehr lange. Beiden Metropolen fehlt jegliche Historie und damit Urbanität, jegliches gesellschaftliches Leben, Kunst, Kultur, jegliches Angebot außerhalb der Shopping-Center, die jedoch zahlreich und sehr groß vertreten sind. „Shoppen“ ist häufig die Kompensation aller anderen inhaltlich geprägten Beschäftigungsmöglichkeiten.

In der Männergesellschaft der Emirate sieht man faktisch keine islamische Frau und wenn, dann natürlich nur die sie bedeckenden schwarzen Stoffe. Diese Maßnahme soll nicht nur die Frauen davor schützen, ihre Unschuld durch Männerblicke zu verlieren oder gar durch sexuelle Übergriffe, sondern auch dem Mann davor Schützen, dass die sich in der Frau, u.a. in der Haarpracht, verbergende unmoralische Versuchung die ebenso unmoralischen Begierden des Mannes wecken, der gegen diese „teuflische Versuchung“ nicht allein durch Willen widerstehen kann.

Vordergründige Modernität, wirtschaftliches Unvermögen

Außerhalb dieser Städte begegnet man baulich die letzten Jahrhunderte, weniger Pracht, mehr Einfachheit, die anzutreffende Mentalität ist weitaus älter und wird mit Stolz auf tausende Jahre Tradition zurückgeführt. Die fünf Emirate, von denen kaum einer spricht, befinden sich im Nachholbedarf, können Abu Dhabi und Dubai jedoch nicht folgen. Neben Geldmangel, liegt das an dem Unvermögen von Herrscherfamilien, bei denen das althergebrachte Herrscherprinzip von oben nach unten gilt und durchgesetzt wird, aber keine Phantasie und keine Eigeninitiative der Bevölkerung oder gar Intelligenzen des Landes fördert. Das Schulsystem ist einseitig und zumeist nicht dazu geeignet, ohne ausländischer Hilfe Arbeitskräfte heranzuziehen.

Schlechtes Management, Korruption, keine Nachhaltigkeit

Zudem wird in den Sippen geheiratet, mit Familienangehörigen gearbeitet und modernes Management ist nicht vorhanden, im krassen Gegensatz zu der Notwendigkeit beim Ausbau der Emirate und des Standes der beiden Vorzeigestädte. Zuletzt werden fast kindliche Träumereien mit Management und Kreativität verwechselt. Es sind keine Angebote zur Bewältigung der Zukunft vorhanden, eher partiell auftretende Ideen und manchmal eben auch Wahnvorstellungen. Ein Millardengrab z.B. stellt das Burj Al Arab dar, dass als weltgrößtes Kasino geplant war, bis klar wurde, dass der Koran Glücksspiel untersagt und es zu einem Hotel umkonstruiert wurde. Experten errechneten, dass man selbst in 100 Jahren des Betriebes keine Rendite erlangen wird.

Hinzu kommen viele unseriöse Berater, die nicht nur von der Goldgräberstimmung angezogen werden, sondern insbesondere auch durch die stark ausgeprägte Korruption angezogen werden, die Unseriösität fördert. Es folgen schlechte Bauqualität, geringe Produktivität, keine Nachhaltigkeit für die Zeit nach dem Öl.

Dubai ist groß und teuer, aber im Verhältnis nur ein Stadtteil Pekings. Dazu geht in wenigen Jahren das Öl aus. Dann bleiben zwar die in der Wüste begrünten Golfplätze, hoffentlich auch noch die Funktionsfähigkeit der Bewässerungsanlagen.

Mittwoch, 24. August 2011

Europas Festung in Afrika - Ceuta und Melilla

Auf der afrikanischen Seite des Mittelmeeres und am Rande des Königreichs Marokko befindet sich neben Melilla die letzte Festung Europas in Afrika, die in den letzten Monaten durch jene Menschen aus Schwarz-Afrika Berühmtheit erlangte, die hier Zuflucht suchten, um nach Europa zu kommen, eine Art Rettungsring, um dem wirtschaftlichen Untergang zuhause zu entgehen. Diese Halbinsel und tatsächliche Festung Ceuta misst 18,5 qkm, wurde 319 v. Chr. den Griechen von den

Karthagern abgenommen, anschließend folgten die Römer, die Vandalen, das Byzantinische Reich als Rechtsnachfolger des römischen, 616 die Westgoten und 709 die Araber. Von hieraus zogen sie auf die spanische Halbinsel. 1415 eroberte Portugal die Stadt, 1668 wurde sie an Spanien abgetreten.

Heute leben hier in einer Art architektonischer und landschaftlicher Puppenstube 75.000 Menschen, und es wird nicht ganz klar, wovon sie leben und wer diesen Teil Europas finanziert.

Während ganz eindeutig von marokkanischer Seite aus zwar strenge, aber je nach Verhandlung auch durchlässige Kontrolle stattfinden, denn dafür ist in Marokko die Polizei und der Zoll bekannt, alles ist eine Frage des Preises, wenden sich die spanischen Grenzbeamten demonstrativ ab. Wer also die Marokkaner überwindet, hat es dann auch geschafft. So blüht der Autoimport an den hohen Steuern vorbei und hunderte von marokkanischen Wegelagerern bieten ihre Hilfe gegen Bares an, um den Weg an den teilweise sehr abweisenden und unhöflichen Zöllnern und Grenzpolizisten zu weisen. In Marokko, das stark von ausländischen Investitionen und Besuchern abhängig ist, hat es sich noch nicht herum gesprochen, Ausländer als Partner zu verstehen. Ein Tourist gilt als auszubeutendes Objekt. Im schlechtesten Fall sieht man ihn sowieso nicht wieder. Rücksicht wird nicht genommen.

Da stellt sich dann dem Beobachter die Frage, ob es wirklich sein kann, dass die Flüchtlinge, ohne dass die Beamten vor Ort eingeweiht sind, selbständig in die Burg Europa flüchten?      

Mittwoch, 3. August 2011

Tunesiens Hauptstadt Tunis

Tor nach Afrika ?

Tunis (unter den Römern Thuni, bei den Arabern Tunes), die Hauptstadt Tunesiens, der ehemaligen römischen Provinz Africa, gehört zu den wenigen arabischen Hauptstädten, die eher keine Reise wert sind und es verwundert, warum diese Stadt dennoch touristisch völlig überlaufen ist. Zur Hauptstadt des Landes wurde Tunis 1160, nachdem es bereits 700 n. Chr. durch die Araber erobert wurde. Tunis wurde im 9. Jahrhundert vor Chr. von den Phöniziern gegründet, die sich als Seefahrer u.a. hier niedergelassen hatten. Ganz in der Nähe entstand bekanntlich um 814 v. Chr. Karthago, das Königin Didon aus Tyrus gründete, und das sich heute als Villenvorort von dem immer größer werdenden Tunis vereinnahmen lässt.

Eigentlich hatte die Stadt, in der heute mit über 3 Mio Einwohnern immerhin 30 % aller Tunesier leben, keine wirkliche Hochzeit oder kulturelle und wissenschaftliche Errungenschaften hervorgebracht, die für die Menschheitsgeschichte von Belang gewesen wären. Es sind faktisch keine Sehenswürdigkeiten historischer oder architektonischer Art vorhanden, nimmt man die St. Georg Kathedrale der griechisch orthodoxen Kirche aus dem 19. Jahrhundert oder das Stadttheater im Jugendstil einmal aus, die die einzigen Gebäude an der die Innenstadt durchziehenden Hauptstraße Avenue Habib Bourguiba, eine Art Kopie des Champs Elyseé, sind, die man als herausragend, schön oder interessant bezeichnen könnte und an deren einem Ende das Bab el-Bahar, das Meerestor, an einem anderen Ende die Porte de France einem den Zugang in die endlos wirkenden Souks der Medina (Altstadt) gewährt. Denn in der französischen Gründlichkeit wurde Tunis während der Besatzung nicht nur entsprechend geprägt, es wurden auch gleich die Altstadtmauer und einige Nebenbauten abgerissen. Man ließ nur einige Tore stehen, eben auch diese.

Tatsächlich ist die Medina und sind die Souks unglaublich weit verzweigt und vielleicht auch eine der Erklärungen dafür, warum soviele Touristen die Stadt besuchen. Zwar sind die Basare in Marrakesch größer und schöner, die Sakralbauten in Kairo unvorstellbar großartig und das Leben in Damaskus bei weitem orientalischer, doch für viele Franzosen, Spanier und Italiener liegt der Reiz dieser Stadt wohl an der starken europäischen Prägung mit den anscheinend nicht zu dominanten arabischen Sitten und Gebräuchen und weniger Kunst, Kultur und Historie, die man hier ja auch nicht im Übermaß findet. Dennoch führen alle Wege der verschlungenen Souks zum Zentrum, dem Mittelpunkt der Medina, zur ab 732 erbauten Djamma ez-Zitouna, der Ölbaummoschee, die gegen ein Eintrittsgeld selbstverständlich auch von Ungläubigen und auch Frauen, im Islam bekanntlich eine niedere Kaste, betreten werden dürfen. Die Moschee hat ohnehin drei Eingänge für Gläubige, darunter auch die für Frauen oder einen Eingang für Kinder, also einem Baudenkmal, das heute noch in seiner ursprünglichen Art genutzt wird, nämlich als theologische Hochschule mit einer der größten Bibliotheken islamischen Schrifttums. 

Kurz vor dem Haupteingang zur Moschee findet sich ein Waschhaus. Zu den fünf Säulen des Islam gehört auch, dass sich der Gläubige jeweils vor den täglichen Gebeten einer Waschung zu unterziehen hat, was dann in einem dieser Häuser geschieht.

Nicht unerwähnt bleiben soll das im Westen der Stadt liegende Bardo-Museum, ein Palast in dem Fundstücke aus der Zeit der Punier und der Römer zu finden sind, darunter die wunderbar erhaltenen Mosaike "Die Irrfahrten des Odysseus" und "Vergil zwischen zwei Musen".

Und trotz der heutigen Tristheit gelangte die Stadt zwischen 1229 und 1574 zu Wohlstand, und bekanntlich weckt Wohlstand auch Begehrlichkeiten. So eroberte Karl V. Tunis 1335 für Spanien, 1574 Sinan Pascha für das Osmanische Reich, bevor 1881 ganz Tunesien französisches Protektorat wurde.

Der europäische Einfluss war schon damals sehr gross, und so wurde Tunis auch immer als das europäische Tor zum Orient gewertet. Von alledem ist heute nicht mehr viel übrig. Wie fast alles in Tunesien verfällt auch die Hauptstadt. Wenige Bauten aus der Kolonialzeit erinnern an schönere Tage, insbesondere an schönere Ansichten. Die meisten Neubauten der arabischen Herrschaft seit der Unabhängigkeit 1956 beginnen mit dem Verfall schon kurz nach der Fertigstellung. 

Ohnehin ist Tunis eine unglaublich runtergekommene Stadt, was in der arabischen Welt nur von wenigen anderen Großstädten wie zum Beispiel Kairo überboten wird. Während sich einige Hundert Müllmänner um die Reinigung der Straßen mühen, werfen täglich Millionen von Menschen was immer sie in den Händen halten einfach in die Gegend. Es besteht ein totales Desinteresse an der Umwelt, an Sauberkeit, Schönheit, Ästhetik und damit verbunden auch kein Interesse an einem Sozialgefüge, geschweige denn ein solches Verhalten. Das System im Alltag lautet: Jeder gegen jeden. Da spielt der so genannte arabische Stolz keine Rolle, die Religion nicht und auch nicht eine etwaige kulturelle Hinterlassenschaft, es gilt nur, um jeden Preis an Geld heranzukommen, einen Touristen zu heiraten, ins Ausland mitgenommen zu werden, Prostitution für jeden Preis, nach unten gibt es da kaum Grenzen. Alles, was mit Würde zu tun hat, scheint verpönt.

Der durchschnittliche Einwohner der riesigen Stadt verdient, soweit er überhaupt Arbeit findet, etwa 150 Dinar im Monat und muss dafür sechs Tage und üblicherweise 10 Stunden am Tag arbeiten. Das Problem dabei ist, dass die Lebenshaltungskosten in Tunis in etwa denen in einer mitteleuropäischen Stadt entsprechen. Dementsprechend leben die meisten jungen Menschen noch zuhause, versuchen sich mit einem Zweitjob, mit dem Kennenlernen eines Touristen oder eines reichen Arabers vom Golf. So sehr die Tunesier die reichen Volksbrüder auch verachten, so sehr würden sich viele selbstverständlich für ein besseres Leben an einen solchen Mann verkaufen und selbst als aufgeklärte und moderne Frau zukünftig Schleier tragen. Geld ist alles in Tunis, die Oper ist nichts und fast immer geschlossen, während man täglich, auch an den Feiertagen shoppen kann, die Lieblingsbeschäftigung der jungen Menschen in diesem sehr armen Land. Kleidung, hier insbesondere Schuhe, ist die große Leidenschaft, für die auch schon mal gehungert wird. 

Doch auch wenn jemand die Chance hat, eine Ausbildung zu machen oder einen Job zu bekommen, findet fast niemals wirkliches Engagement statt. Die Restaurants sind, wie in vielen arabischen Ländern, schmutzig bis versifft. Selbst die 5-Sterne-Hotels bieten elende Tische und Speisesäle, schmuddelige Badezimmer und, denn da beginnt der berühmte arabische Männer-Stolz, keinen Service. In Luxus-Hotels findet faktisch kein Service statt. Dennoch gelten die internationalen Preise, keine Leistung für viel Geld in einem primitiven, unterentwickelten Land, das zwischen der Vergangenheit und der verpassten Zukunft vor sich hin vegetiert, dessen Präsident auf Lebenszeit alles beherrschte und sich Residenzen und Moscheen von unglaublichem Aufwand leistet, dessen Oberschicht in der Welt herumreisen kann, dessen Bevölkerung sich zum Teil prostituiert und wo man nur weiterkommt oder befördert wird, wenn man einen anderen denunziert.

In Tunesien kennt man das Anlernen, nicht jedoch die Ausbildung, wie sie z.B. in Deutschland üblich ist. Dementsprechend ist faktisch niemand wirklich ausgebildet, jeder kennt nur die halbe Wahrheit und vermittelt zumeist das Fehlerhafte weiter. Ohnehin sind die in Tunis lebenden Menschen unglaublich schlecht informiert. Kaum einer kennt die eigene Stadt, kaum einer Karthago und dessen große Geschichte. Niemandem sind die Umstände um das Attentat auf Djerba wirklich bekannt, viele wissen sogar gar nichts davon, von den Attentaten in Ägypten oder denen in Spanien ganz zu schweigen.

Doch wie überall in der Welt hat auch Tunis Vororte, in denen eher die Wohlhabenden, die Ausländer oder Diplomaten und die Herrschenden leben. Dazu gehört in Tunis die Vorstadt Karthago und die vom Stadtkern etwa 19 km entfernte Stadt Sidi Bou Said, deren Altstadt seit 1915 unter Denkmalschutz steht. 

In Karthago haben die meisten Botschafter ihre Residenzen, auch die Europäische Kommission ist sehr großzügig und standesgemäß vertreten. Der ehemalige Präsident des Landes, Zine El Abedine Ben Ali, der wie üblich in solchen Ländern mit 99,4 % 1999 in seinem Amt bestätigt wurde, es gab auch keine andere Möglichkeit, hat sich auf dem geschichtsträchtigen Boden von Karthago, denn ihm wird es ja bekannt sein, mit einer unglaublich schönen, aufwendigen und sehr großen Moschee, die naturgemäß seinen Namen trägt, verewigt.

Seinen letzten Palast hatte der Dispot allerdings in Sidi Bou Said, eine für tunesische Verhältnisse vornehme Vorstadt am Golf von Tunis, in der in den Bars auch Alkohol ausgeschenkt werden darf, Diskotheken vorhanden sind und natürlich auch an die Möglichkeit der Bordellbesuche gedacht wurde. Im 16. Jahrhundert allerdings hatten sich hier die spanischen Flüchtlinge aus Andalusien angesiedelt, weswegen wir auch heute noch auf andalusisch geprägte Bauweise stoßen. Ansonsten war hier nur der Aufenthalt des Malers August Macke von Bedeutung, der im Café Nattes 1914 das Bild "Blick auf eine Moschee" malte.

Im krassen Gegensatz dazu befinden sich die normalen Wohnviertel der Stadt oder die Souks der Einheimischen. In den Markstraßen herrscht ein unvorstellbarer Schmutz. Esswaren liegen umher, Fleisch und Früchte, Nahrungsmittel, die bereits zur Nahrung anderer Tiere wird. Am Fischstand legt der Verkäufer seine dreckigen Sandaletten und Füße auf den Tisch, ein anderer Händler rotzt neben den feilgebotenen Waren auf den Boden, manche rülpsen, andere spucken, bohren in der Nase und verschmieren alles auf den Hosen. Der sich aus Urin, altem Fleisch, Müll und Schimmel zusammensetzende bestialische Geruch ist für Fremde fast unerträglich. Selbst Tiere dürften in Mitteleuropa so nicht gehalten werden.

Schaut man den Jungen und Mädchen in die teilweise sehr hübschen Gesichter, einer Mischung aus Arabern, Berbern und Kathagern, stellt sich einem automatisch die Frage: "Mit welchem Recht ich, mit welchem Unrecht die?" Gäbe es wirklich ein Leben nach dem Tod, dann wäre die Wiedergeburt in Tunis Slums sicherlich die Hölle. Einer Frau reißen die Einkaufstüten. Alles fällt auf die dreckige Straße. Die Männer schauen zu, keiner hilft, niemals einer Frau, eher einem Esel, der seine Last nicht mehr schleppen kann.

Hier herrscht das Gesetz "nimm dem Nächsten und liebe Dich selbst". Wie in fast allen arabischen Ländern gibt es außerhalb der Familie kein Sozialverhalten. Die Menschen sind in ihrer evolutionären Entwicklung noch im Mittelalter. Faktisch ist der Sprung in die Neuzeit nicht gelungen. Stammen die Völker auch aus einer großen Kultur und basiert ihr Dasein auch auf einer großen und bewegten Geschichte, so hat doch darüber hinaus keine Entwicklung mehr stattgefunden. Die Zivilisation - eine angemessene für das 21. Jahrhundert - scheint ausgeblieben. Das ist eine sicherlich dramatische Ansicht, leider aber auch eine ehrliche und richtige.

Dennoch haben die Armenviertel, die der Touristen, das Zentrum von Tunis, die vornehmen Vororte und die neuen Satellitenstädte eines gemein. Alle verbindet ein böser, beißender, bestialischer Geruch, der offensichtlich durch die überall in der Stadt, in den wenn überhaupt vorhandenen Abwasserkanälen hochkommenden Kloake, entsteht. Schon am Flughafen beginnt der Gestank, sich in den Nasenflügeln festzusetzen und verlässt einen bis zur Abreise nicht mehr, bei 40 Grad im Schatten, Tag und Nacht, während des Essens, des Spazierengehens, während des Shoppens, einfach nie. Einheimische bezeichnen den Gestank ironisch als das Parfum von Tunis.

Obwohl Internet und Satellitenfernsehen vorhanden sind, obwohl endlos viele Leute mit Handys auf den Straßen herumirren, kaum einer informiert oder bildet sich, kaum einer hat wirklich Interesse an einem solchen Aufwand, wenn sich doch alles sofort ändern kann, sollte man einen Ausländer gewinnen können.

Wer nach Tunesien reisen will, ohne sich ausschließlich in Hammamet (als Badeort von den Römern genutzte Siedlung, deren Name aus dem Wort Hammam hergeleitet wird) der Sonne und dem Sex hingeben zu wollen, der sollte für Tunis, Karhago und Sidi Bou Said höchstens drei Tage einplanen. Mehr Zeit und Aufenthalt ermüdet nicht nur, sondern wird schnell zur Belastung.

Impressionen aus Marrakesch

Es ist halb fünf. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen. Der Muezzin ruft zum Gebet. Ein fremdartiger Sprechgesang, an den ich mich in den letzten 13 Monaten gewöhnt habe, weckt mich behutsam. Das erste der fünf täglichen Gebete, die ein gläubiger Moslem zu seinem Herrn betet. Der Muezzin erinnert und ruft auf, von dem Minarett ganz in der Nähe. Leiser hört man die vielen hundert anderen Gebetsrufer von entfernteren Minaretten die Formeln des Koran rufen. Es klingt wie das Rauschen des Meeres, langsam, schäumend, im Sand versickernd, lauter und leiser werdend im Rhythmus, an die Sprechgesänge von Mönchen in Klöstern erinnernd, wie die Gesänge der Mönche in Neuburg, wo ich vor so vielen Jahren für einige Wochen im Benediktinerkloster gelebt hatte und eben solche und ähnliche Gesänge wie das Gurren der Tauben verstand, das mich heute weckt, aber gleichzeitig auch wieder in eine Art Dämmerzustand fallen lässt, in eine Meditation, so wie es von St. Benedikt seinerzeit gewollt gewesen ist. 

Wir haben die letzten Tage des Jahres 1427 nach Mohammed. Die nur wenig roten Häuser in der roten Stadt wirken um diese Zeit erdig braun. Sterne durchbrechen das tiefe Schwarz des Himmels über Afrika. Ich bin müde, drehe mich zum Fenster, es ist noch Nacht für mich. Ich möchte schlafen, weiterschlafen, und der Muezzin hilft mit seinen Worten, mit seiner Melodie, die mich wieder in meine Träume begleiten.

Ausnahmezustand in Marrakesch. Das neue Jahr beginnt, nicht nur für Europa und den Rest der Welt, auch hier in der islamischen Welt, im "Mittelalter“, feiert man den Beginn des neues Jahres, überall in den Seitenstraßen der Neustadt, überall in der Medina, tausende Schafe. Es wird gehandelt und gefeilscht, Größe, Aussehen, Gewicht, ein Schaf für das Fest, ein lebendes Tier, das zuhause geschlachtet wird, zum Neujahrstag. Autos beladen mit Tieren, Kutschen, Fahrräder, Busse, endlose Menschenmassen, alles ist versperrt, überall wird gehupt, keiner kommt weiter, mittelalterliche Gerüche, mittelalterliche Märkte, eine andere Welt, ein Traum offenbar, ich träume oder sind die Autos der Traum, der Wagen, in dem ich mich durch das Gewühl kämpfe, die Motorräder und anderen Fahrzeuge? Bin ich aus eben einem Traum, den wir in Europa träumen und im Schlaf über 630 Jahre zurück gegangen, zuerst mit meinen Gedanken, nun aber auch in Wirklichkeit, zurück in die dritte Königstadt Marokkos, die nach Fez, nach Meknes von jenen Arabern gegründet wurde, die aus Andalusien vertrieben wurden?

Mein Freund Talal, der für die Polizei des Innenministeriums arbeitet, ist sichtlich nervös. Es herrscht Anspannung in der Stadt. Der König kommt aus Rabat, begleitet von einem Scheich aus den Emiraten, Neujahr steht bevor und Hussein ist zum Tode verurteilt worden. "Wenn diese Tage nur ruhig vorbeigehen“, sagt er mehr zu sich als zu mir, telefoniert laufend mit seinem Handy, wird von seinen Vorgesetzten angerufen, gibt Auskunft, alles ist normal, es gibt keine Aufregung, Menschen protestieren nicht wie in anderen Ländern der arabischen Welt, obwohl man Hussein auch hier als Held betrachtet und die Mehrheit seinen Tod als falsch empfindet. Wird es Demonstrationen geben? Werden die Menschen auf der Straße das Neujahrsfest zum Anlass nehmen, zu protestieren gegen die Hinrichtung, gegen die Amerikaner, gegen den Westen und eigentlich und tatsächlich gegen die Umstände, in denen sie leben, die bittere Armut, die Arbeits- und Hoffnungslosigkeit ihrer Jugend, deren Traum es ist, in eben diesen Westen zu ziehen, einmal nur Wohlstand zu erfahren, einmal eine Chance zu bekommen, die sie nie wieder loslassen würden, egal was es kostet?

"Wir sind ein Land der Dritten Welt, aber bei der Sicherheit sind wir in der Ersten“, klärt mich Talal auf, beruhigt er mich, der ich nicht beunruhigt bin, in einem Land, in dem es faktisch keine Morde gibt, keine Entführungen, keine Überfälle oder Einbrüche, so wie ich es aus Deutschland kenne. Er scheint sich langsam zu beruhigen, von mir angesteckt, obwohl er wissen müsste, dass seine Landsleute nicht wirklich aggressiv sind, dass seine Glaubensbrüder nicht kämpfen mögen, nicht gerne streiten, nicht gewalttätig sind, eher sogar ein bisschen feige? Es gilt, sich auf dieses große Fest vorzubereiten, rechtzeitig zu Hause zu sein, die rituelle Schlachtung vorzunehmen, damit die Frauen das große Mahl bereiten können, an dem die ganze Familie zusammensitzt, nicht über Politik spricht, sondern über den Alltag, das Fernsehprogramm, da-rüber, wer gestorben ist und wer ein Kind bekommen hat, manchmal auch über Wünsche und Träume für das neue Jahr, nicht anders eben als im Rest der Welt.

Das Klopfen auf die Motorhaube reißt mich zurück in die Wirklichkeit, in das Jahr 1427. Die Sonne scheint, wie eigentlich fast immer. Der Himmel hat ein underschönes Blau. Behutsam wiegt der Wind die Palmenfächer. Um mich herum zufriedene Gesichter. Kinder spielen auf den Straßen. Männer haben ihre Probleme mit dem Verladen und dem Transport der erworbenen Tiere. Es ist warm. Das schier niemals endende Leben um mich herum befördert mich und meinen Wagen hinaus aus dem Getümmel, auf die Landstraße hinaus, dorthin, wo man immer die Berge sieht, egal wie schnell oder langsam man fährt, den Atlas, der in so vielen Farben lockt, dessen Gipfel mit Schnee bedeckt sind, dessen Weiß sich wunderbar von dem gleichmäßigen Blau des Himmels absetzt. Ausnahmezustand in Marrakesch, weil die Menschen einfach feiern wollen, trotz der Armut, trotz des königlichen Besuches, trotz der Hinrichtung, einfach feiern und an nichts anderes denken wollen als an das familiäre Zusammensein beim Essen und Trinken, und selbst Talal beginnt, sich zu entspannen und lädt mich zu sich und zu seiner Familie nach Hause zum Feiern ein.

Leptis Magna in Libyen

Das einzig historisch Wertvolle in der Sandkiste der Gaddhafis


Es ist nicht einfach, über Libyens Geschichte zu schreiben, denn tatsächlich endet eine wirklich interessante Historie des Landes noch weit vor der arabischen Besiedelung, nämlich als die Römer ihre Provinz Africa aufgegeben haben. Interessanterweise sind eben auch nur diese römischen Siedlungen, die nun über 2.000 Jahre nicht nur der Sahara, sondern auch der arabischen Bevölkerung trotzen, noch so gut intakt, dass ein Besuch ein Muss ist, neben einigen Nächten in der Sahara das einzige touristische Muss in Libyen. In Tripolis selbst findet man nur noch wenige wirklich historische Bauten, u.a. den Triumphbogen aus dem 2. Jahrhundert nach Christi und 4 Jahrhunderte vor Mohamed, der zum Gedenken an Kaiser Marc Aurel erbaut wurde. Die osmanische Zeit lässt sich durch einen Uhrturm erinnern, dem als Vorlage alte italienische Kirchtürme dienten, und das 16. Jahrhundert ist durch eine spanische Festung vertreten.

Etwa 120 km von der Hauptstadt entfernt liegt der Ort Leptis Magna, eine kleine Stadt, die zu den größten erhaltenen antiken Stätten der ganzen Welt zählt und sehr beeindruckt, den Besucher tatsächlich in das damalige Leben mitnimmt. So existiert neben unzähligen Bauten auch der severische Triumphbogen, die Basilika des hier geborenen römischen Kaisers Septimius Severus, ein Amphitheater und das alte Forum. Diese ehedem bedeutende römische Handelsmetropole für afrikanische Tiere gehört zum Weltkulturerbe, weitere Orte auch.

Wenngleich die Italiener auch 1911 mit den Ausgrabungen der antiken Stätten begannen, so sind doch trotz des sehr beeindruckenden und großen Umfanges des Sichtbaren bisher nur ca. 5 Prozent der Stadtfläche wieder ans Tageslicht gebracht worden. Zudem stellen sich Experten auch die Frage, welchen Sinn es haben kann, weiter tätig zu werden, denn die feuchten und salzhaltigen Winde vom Mittelmeer und die im Wechsel dazu heißen und sandigen Winde aus der Sahara zersetzen nach und nach die ausgegrabenen oder rekonstruierten Bauten.

800 vor Christi war Leptis Magna einmal die erste Handelskolonie der Phönizier in Tripolitanien (daher auch Tripolis, der Name der Hauptstadt Libyens). Zuerst herrschte Karthago über die Siedlung und nach der Eroberung durch Numidien dann die Römer um 46 vor Christi. Mit den Römern kam der Wohlstand, denn aus der Siedlung wurde zur Stadt und das bedeutendste Handelszentrum für Tiere aus Afrika. Es waren besonders Elefanten und Löwen, die im römischen Reich und den Arenen im Kampf zur Kurzweil der Römer beizutragen hatten. Die falsche Positionierung der Stadt in der Auseinandersetzung zwischen Ceasar und Pompeius führte nach dem Erfolg Caesars zu hohen Abgaben der bis dahin mit 100.000 Menschen besiedelten Metropole im Norden Afrikas. Erst Kaiser Septimius Severus befreite die Stadt und ihre Bürger von dieser Last, stammte er doch daher. 

Und dann folgte jene Geschichte, die im Norden Afrikas allen, fast allen Städten und Siedlungen wieder fuhr. Erst kam die Nomadeneinfälle, dann die Vandalen um 455 nach Christi, 647 gaben ihr die Araber den Rest und die Stadt verlor vollends ihre Bedeutung. Also dann noch Tripolis zum Zentrum von Tripolitanien ausgebaut wurde, verließen die Einwohner Leptis Magna nach und nach, Winde und der Wüstensand taten den Rest, bis wieder die Römer in Form der italienischen Kolonialherrn bald 2.000 Jahre später mit den Ausgrabungen ihrer Geschichte begannen.

Sehr interessant sind noch die bis auf ca. 12.000 Jahre vor Christi datierten Felszeichnungen im Tadrart-Acacus-Gebirge im südwestlichen Grenzgebiet zu Algerien, oder aber auch die unterirdische Stadt Ghadames mit ihren ca. 7.000 Einwohnern, auch Weltkulturerbe.

Montag, 11. Juli 2011

Kampf der Kulturen

In der Türkei haben christliche Kirchen nicht die selbe Stellung wie die islamischen Glaubensgemeinschaften, Bauerlaubnisse, wenn sie denn bei der stetig abnehmenden Zahl an Gläubigen überhaupt nötig wären, werden nicht erteilt. Kirchenbesitz wird behandelt wie Firmenbesitz und gegen Land und Gebäude kann vollstreckt werden, wie es gerade passiert ist. Dagegen weist Deutschland die höchste Dichte an Moscheen im christlich geprägten Europa auf, in Hamburg findet man den Hauptsitz der Schiiten für Deutschland, in Köln die sunnitische Zentrale für Europa. Frankreich, mit dem viel höheren Anteil an islamischen Gläubigen hat dagegen sehr viel weniger Moscheen aufzuweisen.

In den meisten arabischen Ländern werden die Christen unterdrückt. Ihre Rechte sind so sehr eingeschränkt, dass es ihnen zum Teil nicht möglich ist, ihren religiösen Lebensvorstellungen in einem wenn auch nur beschränkt öffentlichen Raum nachzukommen. In Tunesien existieren nur noch fünf Kirchengebäude mit staatlicher Genehmigung, und die christliche Minderheit ist faktisch kaum noch zu bemerken. Im Land der Hüter des Islam, Saudi-Arabien, ist jede andere Glaubensrichtung faktisch aus dem öffentlichen Leben verbannt, manche sogar verboten, mittelalterliche Gesetze und Regeln verzichten auf alle Werte, die die Zivilisation mit sich bringt.

Wer nach Marokko ziehen will, muss entweder Geld mitbringen und eine Firma gründen, um eine jährliche Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen oder für den immer wieder zu beantragenden Zeitraum von 12 Monaten einen Rentenbescheid als Einkommensnachweis erbringen.

In den USA müssen unglaublich viele Hürden genommen werden, um zum einen dort einzuwandern, arbeiten zu dürfen und womöglich dann noch die Staatsbürgerschaft zu erlangen. Ohnehin wird im Musterland der Menschenrechte, der Demokratie und Gleichbehandlung sehr genau darauf geachtet, wieviel Kapital ein Einwanderer mitbringt oder welche Möglichkeiten er hat, seine Leistung nutzbringend für das Land einzusetzen.

Das ist in Deutschland alles anders. Hier leben Menschen seit dreißig Jahren und sprechen kein Wort deutsch, wollen es auch nicht, genauso wenig wie sie ein Teil der Gemeinschaft werden wollen, leben ganz bewusst in Parallelgesellschaften, lehnen die hiesige Kultur ab, die freiheitliche Demokratie, die Gleichbehandlung von Mann und Frau, die Sitten und Gebräuche. Sie nehmen den Minderheitenschutz in Anspruch, sie gewähren anderen Minderheiten jedoch dieses Recht nicht. Das alles läuft unter dem Deckmantel der sogeannten multikulturellen Gesellschaft. Tatsächlich aber gibt es keine inhaltliche oder kulturelle gegenseitige Befruchtung der verschiedenen Kulturen, eher ein nebeneinander Herleben und manchmal auch ein Gegeneinander. Dass das auf Dauer unserem System schaden muss und auch zu schaden beginnt, kann man täglich in der Presse verfolgen. Dass das dazu führt, dass Einwanderer und Einbürgerungswillige nunmehr einen Standard an Identität mit ihrem Gastland aufbringen müssen, ist eine gesunde Entwicklung. 

Islamische Prägung Nordafrikas und Mittel-Ost

Die ehemalige arabische Hochkultur hat ca. 1.400 Jahre bis tief in den asiatischen Raum, im Norden Afrikas und im südlichen Teil Europas Spaniens geprägt und gestaltet. Eines der schönsten Zeichen dieser Kultur findet sich in Andalusien, wo man die einzige Hochkultur Spaniens entfaltete.

Ägypten, Libyen, Marokko - da werden die Kulturen verwechselt

Ägyptens arabische Vergangenheit begann mit den Kalifen. Davon zeugen heute die beeindruckenden, teilweise festungsähnlichen Anlagen der islamischen Sakralbauten in Kairo. Die arabische Kultur der arabischen Halbinsel in ihrer heutigen Form entstand mit der ersten Ausbreitung des Islams durch Mohammed selbst. Vorher hat es eine Zusammengehörigkeit und gemeinsame kulturelle Basis der dortigen Nomaden und Viehtreiber nicht gegeben. Marokkos Historie entsprang der andalusischen. Juden, Christen und Muslime zogen aus dem Mittleren Osten nach Spanien, wurden nach und nach von den Katholischen Herrscher zurückgedrängt, zuletzt vertrieben und suchten sich ihr „neues“ Spanien, in Marokko. Viele Begriffe in dem in Marokko gesprochenem arabischen Dialekt, viele Orts- oder Straßenbezeichnungen weisen heute noch darauf hin. Hier finden wir zudem die aus Andalusien bekannte Architektur heute noch, weil Juden und Muslime sich hier ein „neues“ Andalusien aufgebaut haben. Städte wie Fez, Megnes, Marrakesch sind beste Beispiele. Die muslimischen Wohnhäuser sind nach innen gewandt, also ohne Außenfenster, dafür mit einem Licht durchfluteten Innenhof, die jüdischen Häuser sind umgekehrt ausgerichtet. 

Dagegen dominieren die Altstädte von Rabat, Casablanca, Essaouira, Tanger oder El Jadida bis heute architektonisch die Kulturen der ehemaligen Kolonialmächte Portugal, Spanien oder Frankreich (Casablanca – Das weiße Haus).

Die Kasbah von Quazazate, an die östliche Sahara grenzend und auf der Seite Algeriens vor dem Atlas Gebirge ist wegen seiner Felsenstadt berühmt. Hier wurden und werden laufend historisch geprägte Filme gedreht, die sich um Themen um die Zeit Christi oder weit davor beziehen. Doch diese Stadt in ihren heutigen Form wurde vor gar nicht so langer Zeit wenngleich auch im traditionellen Stil dieser Gegend der Sahara vor ca. 150 bis 200 Jahren erbaut.

Bei der libyschen Kultur handelt es sich nicht um eine arabische. Libyen und Tunesien (siehe Karthago) waren Teile der römischen Provinz Africa. Vorher lebten dort Beduinen, Nomaden und Berber Stämme, die kein zusammen hängendes Staatswesen kannten. Noch heute zeugen Monumente in Tripolis oder zum Teil hervorragend erhaltene vollständige Siedlungen, Triumphbögen oder Amphitheater in unterschiedlichen Küstenregionen von dieser damaligen Hochkultur der reichen Provinz.

Die arabischen und semitischen Stammländer

Palästina, Syrien, Jordanien, der Libanon, der auch einmal syrisch war und der Irak sind nach aktuellen wissenschaftlichen Kenntnissen der Ursprung der Zivilisation, nicht der Ursprung des menschlichen Entstehens oder Zusammenlebens, das den aktuellen Erkenntnissen nach in Ost-Afrika stattgefunden haben soll. Das alte Assyrien, die Stammländer der Semiten, hatten eine Hochkultur, und deren auch schon aus dem alten Testament zu erkennende Geschichte und Traditionen weisen auf 50.000 Jahre zurück. Die Gegend im Irak zwischen Euphrat und Tigris wird als das Zweistromland bezeichnet. Von dieser Gegend spricht das Alte Testament als Paradies. Hier herrscht heute ein Bürgerkrieg, der allein im Letzten Jahr Schätzungen zufolge ca. 350.000 Menschenleben gekostet hat. Leider sind Kulturgüter der Menschheitsgeschichte in großer Zahl zerstört oder geraubt worden.

Das alles hat mit den heutigen Arabern nichts zu tun, nicht die 6.000 Jahre alte Geschichte der Ägypter, nicht die völlig getrennt zu sehende Historie und Entwicklung des Iran, dessen Menschen im Islam bei der Darstellung von Menschen und Tieren aufgrund des dort blühenden Kunsthandwerkes immer eine Sonderstellung hatten und auch die Provinzen Africa des römischen Reiches nicht.

Noch heute unterscheiden sich die Israelis, Libanesen, Syrer, Iraker und Jordanier von dem Rest der arabischen Welt, zum größten Teil aus einem Stamm entsprungen. Das wird nicht nur in der Historie, sondern heute noch in der Sprache sehr deutlich. Wer einmal in Athen gewesen ist, wird sagen müssen, dass da faktisch nichts vollständig erhalten ist. Doch ist ein Turm in der Altstadt zu finden, der bis zum heutigen Tag vollständig erscheint. Es handelt sich hier um die älteste Sternwarte der Welt, ein Geschenk eines syrischen Kaufmannes an Athen, die damalige Großmacht, die Wiege der Demokratie (wenngleich dort auch keine Volksdemokratie herrschte).

Nicht die Nation, die Religion verbindet im Islam

Araber haben sich mit dem Islam verbreitet. Das Wir-Gefühl war ein wichtiger Bestandteil des „Arabertums“. Dieses Gefühl basiert nicht auf die Zugehörigkeit zu einer Nation, sondern auf die gemeinsame und alle verbindende Religion. So sehen sich die Nubier mit ihren „schwarzen Pharaonen“ als die wirklichen Ägypter, die schwarzafrikanischen Sudanesen nicht als Araber, die Berber in Marokko, Algerien und Tunesien oder die Tuareg weisen es stetig von sich, zum arabischen Volk zu gehören. Allen gemein ist jedoch die akzeptierte Zugehörigkeit zur großen Familie des Islam.

Medi und der Koran

Man kommt durchgehend nicht drum herum, in einer arabisch-islamischen Gesellschaft über eben diese staatlich verordnete Religion zu sprechen, weil einem die Umstände fortlaufend aufgenötigt werden oder man selbst genötigt wird, positiv zu bestätigen, an eben diesen Gott zu glauben.

Heute hatte ich ein Gespräch mit einem 21jährigen Mann, der zum ersten Mal in seinem Leben überhaupt aus der drittgrößten Stadt Marokkos herausgekommen war und nun auch noch auf mich, einer Art menschlich gewordene teuflische Versuchung, gestoßen ist.

Mehdi achtet streng darauf, dass er die Regeln des Ramadans einhält. Diese Regeln sind die, die ihm seine Oma, bei der er lebt, vermittelt hat. Den Koran hat er nie gelesen. Das bisschen, was ihm über den Islam überhaupt bekannt ist, wurde im schulischen Zwangsunterricht gelehrt. Er berichtet, dass er noch nie außerhalb der Schule jemals ein Buch gelesen hat, selbst den Koran nicht und sich auch nicht dafür interessiert. Um seine Zeit rum zu bekommen, chattet er mit Chat-Partnern, surft im Netz, hört Musik oder schaut sich die unvorstellbar einfachen und für arabische Seelen produzierten Liebesfilme der ägyptischen Filmindustrie an. 

Eine der Regeln im Ramadan lautet, so Mehdi, dass man von 4 Uhr morgens bis 19 Uhr abends nichts zu sich nimmt. Während dieser Zeit geht es ihm körperlich sehr schlecht. Er hat laufend Kopfschmerzen, schläft über den Tag so lange es nur geht und macht die Nacht zum Tag. Warum fordert der Prophet den Ramadan? Medhi findet darauf keine Antwort. Es ist eben wie es ist. So wurde es ihm beigebracht. Fragen stellen gehört nicht zu den Regeln des Islam, schon gar nicht zu den Charaktereigenarten eines Marokkaners. So Gott will eben.

Warum gehören die meisten islamischen Ländern zur 3. Welt, warum sind es arme Länder? Warum haben hier die Menschen eine so unvorstellbar schlechte Schul- und Ausbildung, warum sind keine sozialen Netzwerke vorhanden? Wie kommt es, dass 250 Millionen Araber in 22 Ländern inklusive der Förderung von Öl zusammen nur auf die Wirtschaftskraft von Spanien kommen? Weswegen kommen keine Erfindungen aus islamischen Ländern? Warum keine Neuerungen, die die Evolution voranbringen? Warum keine Entwicklung wie in den Schwellenländern, die noch vor wenigen Jahrzehnten auch zur 3. Welt gezählt wurden? Warum ist das so in einem islamischen Land, in dem die Gedanken und das Handeln der Menschen angeblich vom Glauben an Allah und dessen Regeln getränkt sind? Warum existiert ein unvorstellbar großer Sexhandel mit Kindern, warum existieren Arbeitssklaven in der islamischen Welt? Und warum helfen die Reichen mehrheitlich dem eigenen Volk nicht durch humane Investitionen? Warum ist man sich immer selbst näher als es einem jeder Glaubensbruder wäre, und warum halten gerade Araber nichts von Arabern, fast immer und fast in allen arabischen Staaten?

Mehdi weiß nicht warum. Will Gott vielleicht die Gläubigen prüfen? Aber warum prüft er in dieser Form nicht auch die vielen Ungläubigen in den westlichen Demokratien?

Will Dein Allah, dass die Frauen eine so untergeordnete Rolle spielen? Will er, dass Du Deine Mutter, Deine Schwester oder Deine Oma den ganzen Tag dazu anhältst, Dich zu bedienen, Dir hinterher zu räumen, Dich zu versorgen? Will Dein Gott, dass die Frau verschleiert, in manchen islamischen Ländern faktisch untertage gehalten wird, selbst ein Esel ein besseres Dasein fristet? Will Dein Gott das? 

Und wieder lautet Mehdis Antwort, dass er es nicht weiß, nicht darüber nachdenkt, es zum Nachdenken darüber keinen Grund gäbe. Es ist eben so, wie es ist, so Gott will. Und woher weiß Du nur, dass Gott es so will? “Ich weiß nicht woher.“

Will denn Allah auch, dass sich Moslems in islamischen Ländern gegenseitig töten, wie es tausendfach geschieht, millionenfach seit Jahren im Iran-Irak-Krieg, während des Einmarsches des Irak in Kuwait, zwischen den Palästinensischen Gruppierungen, durch radikal-islamischen Terror hunderttausendfach in Irak, in Afghanistan, Pakistan, im Libanon und Algerien? Und natürlich war mir die Antwort ungesagt klar: “Ich weiß nichts davon, dass Moslems gegen Moslems Krieg führen oder sich töten. Davon habe ich nie gehört.“ Und er hat auch nie davon gehört, dass Moslems Männer vergewaltigen und Frauen in den Gefängnissen und als Foltermethode und zur eigenen Lustbefriedigung, obwohl das alles auch in den hiesigen Zeitungen steht, die aber Mehdi nicht liest. Keine Zeitungen. Keine Magazine. Keine Nachrichten. Keine Sendungen über irgendein Sachthema. “Ich habe kein Interesse an meinem Land.“, sagt er und muss allerdings auch zugeben, dass kein Interesse an anderen Ländern besteht, eigentlich an nichts.

Nach einer gewissen Zeit fragt mich Mehdi, der sich nun schlecht fühlt, wenngleich er auch nicht weiß warum, ob ich denn möchte, dass er aufhört zu beten und nun völlig verunsichert ist, als ich antwortete, vielleicht solltest Du nicht fünfmal am Tag beten, sondern zwanzig Mal. Vielleicht solltest Du keine Zeit mehr haben, die Frauen in Deiner Umgebung derart schlecht zu behandeln, nach Sonnenuntergang Dich dem völlig zügellosen Sex hinzugeben, dem Alkohol, den Zigaretten, dem Lügen und Betrügen und Dich der weiteren Verdummung durch Fernsehen auszusetzen, wenn es denn noch möglich ist.

Mehdi ist ein junger Mann von Millionen ohne Hoffnung auf ein wirklich menschenwürdiges Leben, ohne Hoffnung, jemals zu erfahren, was Zivilisation heißt, was Menschenrechte sind, was Gleichberechtigung bedeutet, Werte, innere Werte, Bildung, Berufung und Beruf, Leben, Erleben, Philosophie, nicht einmal was Religion bedeuten kann, was sie für ihn und seine arabischen Schwestern und Brüder bedeutet, was man aus der Religion für sich und die Gesellschaft herausziehen kann, was allerdings diese Religion als Gesetzesvorlage für eine ganze Rasse und von Wächterräten unmissverständlich durchgepeitscht unter Anwendung der militärischen Kraft der Polizei, des Geheimdienstes und des Militärs, was allerdings diese und derart missverstandene, wenn überhaupt verstandene Religion alles zerstören kann, unbarmherzig, menschen- und lebensverachtend, wider jeglicher sozialen und intellektuellen Errungenschaft domestiziert, peinigt, tötet.

Mehdi und ich gehen meine hier zu Papier gebrachten Gedanken durch, während ich auf eine Reaktion warte, sagt er abschließend, dass der Buchstabe h in seinem Namen Mehdi noch vor dem d steht, nicht dahinter.

Attentate in Casablanca

In den drei Tagen, in denen ich mich in Casablanca aufgehalten habe, sind sechs Bomben explodiert, bei denen die sechs Selbstmord-Attentäter und ein Polizist umgekommen sind, keine Touristen, keine Einwohner der Stadt. Nach nur wenigen Stunden waren die Plätzen geräumt und gereinigt, der Sachschaden war klein und überschaubar.

Das Ergebnis macht die Tatsache, dass Extremisten in Marokko oder wie zuvor in Algerien Attentate verüben, dort starben über 30 Menschen, nicht besser, nicht weniger dramatisch, eher bleibt eine stetige Angst, bleibt die Ungewissheit, ob in dem größeren Auto, dass auf einen zukommt, nicht auch Bomben geladen sind, ob der Bus, der vor einem an der Ampel zum Halten kommt, nicht auch noch explodiert, ob dort, wo sich viele Menschen ansammeln, nicht womöglich auch ein Extremist sich unter der Gruppe befindet.

Marokko ist ein sehr armes Land. Die wirtschaftliche Oberschicht, die herrschende administrative Klasse, die militärische Führung sind zumeist korrupt; Marokko steht hier weit hinter einem Land wie Tunesien und hat sich zu einem der korruptesten Länder der Welt entwickelt, und sicherlich wird in dem Land vieles falsch gemacht, was zu der Anbindung vieler junger Menschen an die angeblichen Heilslehren der Islamisten führt, eigentlich mehr wegen der Aussichts- und Chancenlosigkeit in dem Lande und der nicht vorhandenen anderen Möglichkeiten, seine Zukunft zu gestalten.

Abgesehen aber von der Frage nach den Hintergründen und Ursachen extremistischer Handlungen, ist es den Sicherheitskräften in Marokko schon bei früheren Anschlägen und Anschlagsversuchen regelmäßig gelungen, vorher die Beteiligten aufzuspüren, ausfindig zu machen und derart zu stellen, dass es nicht zu so unglaublich vielen Opfern, diesmal eben keinen, unter der Zivilbevölkerung gekommen ist oder kommt.

Das liegt unter anderem daran, dass man, wie in vielen arabischen Ländern, der dortigen Kultur und dem dortigen Rechtsempfinden entsprechend darauf verzichtet, die Diskussions- und Konsenskultur überzubewerten, sondern der Härte des Terrors Härte und Unnachgiebigkeit entgegen setzt. Jede Art von direkter und indirekter Infragestellung des Systems wird dort, typisch arabisch, sofort und mit allen Konsequenzen strafrechtlich verfolgt.

Das ist kein Vorbild für eine Demokratie. Es ist aber vielleicht einmal der Anlass darüber nachzudenken, ob wir unser Vorgehen gegen Islamisten nicht novellieren sollten.

Gesellschaftliche Zustände in Marokko

Marokko gilt als beliebtes Urlaubsziel für Franzosen (ehemalige Kolonialmacht), Spanier, Italiener, ebenso bei Homosexuellen als das Sex-Tourismus-Land Nummer eins.

Wuchs der Tourismus in den letzten zehn Jahren stetig (aktuell 7.4, Ziel 10 Millionen Besucher in 2010), so hat es in 2008 und 2009 einen Rückgang gegeben. König Mohammed VI. Wunsch ist es, den Anteil des Tourismus an der geringen Wirtschaftskraft des Landes (45 Mrd. Euro, weltweit Platz 62/IWF, 2009 für 2008), von derzeit 10 % zu steigern und von der dominierenden Landwirtschaft unabhängiger zu machen. Deutsche Besucher stellen nur 4 % und damit 296.000 Besucher im Jahr. Zum Vergleich waren 2005 über 21 Millionen Touristen in der Türkei, 4.2 Millionen davon Deutsche (Focus). Das wird von Seiten des Auswärtigen Amtes mit Service und Angebot erklärt. Tatsächlich ist der Service in Marokko ungewöhnlich schlecht, zudem gibt es faktisch kein Angebot für Touristen, wenige Museen, keine Theater, keine Opernhäuser, keine Freizeitgestaltung oder sportliche Betätigungsmöglichkeiten.

Polizeistaat und Korruption

Neben diesem Umstand wird es immer gefährlicher in Marokko, da die Kriminalität rapide zugenommen hat, oftmals von der Polizei gedeckt oder organisiert. Marokko kann als Polizeistaat bezeichnet werden und ist zudem sehr korrupt. Zu Zeiten von Hassan II. rangierte das Land auf Platz 37 der Liste der korruptesten Länder der Welt. Heute liegt es nur 10 Jahre später auf Platz 82 mit steigender Tendenz (Transparency international). „Überall befinden sich Spitzel, Zuträger und die Beamten von Polizei und Geheimdienst...“ (Tagesschau 9.2008). Dennoch ist Hilfe zumeist nicht zu erhalten, Touristen gelten mehr und mehr als Freiwild. Marokko bietet keine Rechtssicherheit. Das wird oft von Ausländern verkannt. Selbst Anwälte, Notare und Richter sind oft korrupt, erwarten Bestechungen, bevorzugen Verwandte, Freunde oder Geschäftspartner. Die Korruption geht soweit, dass acht Wachleute neun Häftlingen, die 2003 die Terroranschläge in Casablanca verübt hatten, bei deren Flucht halfen (Staatliche Nachrichtenagentur). Ein französischer Journalist filmte die Vorgänge auf Marokkos Straßen und die korrupten Polizisten, ein Beitrag, der in Marokko und in Frankreich ausgestrahlt wurde und für viel Aufsehen sorgte. Die Untersuchungen liefen ins Leere, weil sich die Korruption bis in die höchsten Kreise zieht und selbst Polizisten Abgaben zahlen.

Armut, Terroristen und Entführungen

Das alles ist die Basis für die immer stärker steigende Kriminalität im Land, die sich mehr und mehr gegen Touristen, aber auch speziell gegen Homosexuelle richten.

In Sidi Moumen, einem Vorort von Casablanca, leben die Ärmsten der Armen. DIE ZEIT beschreibt die von der Al Kaida und anderen Organisationen hier rekrutierten Selbstmordattentäter, die weltweit eingesetzt werden, als „Rekruten aus der Hölle“, denn tatsächlich steht das dortige Leben in keinem Zusammenhang mit Menschenwürde. Die 30. Rallye Dakar musste im Dezember 2008 wegen der Terrorgefahr abgesagt werden, parallel dazu wurden in der Grenzregion des Nachbarlandes Mauretanien vier französische Touristen von Islamisten ermordet (Berliner Morgenpost). La Libre Belgique fürchtet, dass diese Aktionen ausgeweitet werden und zunehmend Touristen Opfer von Anschlägen werden. Das auswärtige Department der Schweiz warnt vor „Terroranschläge und Entführungen im gesamten Land“. Entführungen durch islamische Terroristen oder durch Schmuggler nehmen zu, in manchen Gegenden solle man nächtliche Autofahrten vermeiden, weil die Drogen-Mafia Überfälle organisiert oder entführt. Das Magazin Act von Greenpeace (Ausgabe 3.3008) berichtet von Überfällen, „die einige Opfer nicht überlebten.“ Mitte Mai berichtete „le Matin“ über die Schließung von 267 Banken und Filialen, da es immer häufiger zu Raubüberfällen käme und die Banken nicht ausreichend gesichert sind. Die Deutsche Botschaft warnt vor Taschendieben. 

Hetze gegen Juden, nicht-Muslime und Homosexuelle

Die immer stärker werdenden islamischen Fundamentalisten hetzen gegen Touristen, Ungläubige und Homosexuelle.

Gründeten einst Juden auf Wunsch des Königs die Hafenstadt Essaouira und lebten dort Ende 1945 20.000, so sind es heute noch sieben, in Marokko waren es eine halbe Million. Heute sind es 6.000 Juden (DeutschlandRadio). 65 % der Marokkaner wünschen sich eine Islamische Republik. Zu Hassans Zeiten lag die Zahl unter 49 %. Immer mehr Frauen verschleiern sich. Und die Fatwa des Ägyptischen Großajatollah Ali al-Sistani aus 2005, der zur „möglichst brutalen Ermordung von Schwulen aufrief“ (Der Spiegel), drang bis nach Marokko. 

Verhaftungen und Morde

In über 30 islamischen Ländern ist Homosexualität verboten. „Am repressivsten sind säkulare Regime wie in Ägypen, Marokko und der Türkei...“ (Scott Long von Human Rights Watch). Aufgrund zahlreicher Morde an Homosexuellen und anderen Gewalttaten, fand im Sommer 2009 im marokkanischen Fernsehen eine Diskussion statt, in der Teilnehmer zur Tötung von Homosexuellen aufrufen konnten. Die Taz berichtete von 21 verhafteten Homosexuellen (langjährige Haftstrafen). Im April 2009 geschah das gleiche einer Gruppe, die auf einer Party homosexuelle Handlungen durchgeführt haben soll (Tagesschau). Wieder im Oktober 2009. Die meisten Morde in Marrakesch (höchste Kriminalitätsrate in Marokko und 35 % aller touristischen Besucher), werden zumeist als „Selbstmord wegen Liebeskummer oder Partnerschaftsproblemen“ ausgegeben. Die Getöteten wurden zudem ausgeraubt. In Agadir häufen sich die sexuellen Übergriffe gegen Frauen.

Im Oktober 2009 berichteten örtliche Zeitungen über die Tötung von drei Homosexuellen, die zudem noch zerstückelt wurden, ähnlich geschah es zuvor einer Frau und einem Mann, deren Körperteile in Plastiktüten in der Bahn in unterschiedliche Richtungen verteilt wurden.

Bürgerkrieg in Libyen

Schockierende Bilder aus Libyen. Wenige Tage bevor die Unruhen begannen, besuchte ich in Misurata noch Freunde, nahm in Tripolis an einem Kongress teil. Ebenso schockierend wie die erschütternden Nachrichten aus dem Norden Afrikas sind jedoch die europäischen Reaktionen. Nicht nur, dass man seit Jahren über die Unzufriedenheit, über die permanente Unterdrückung, sogar von US-amerikanischen Geheimdiensten oder politischen Stiftungen in Kanada Vorhersagen über politische Unruhen nachlesen konnte, es scheinen sich in den Außenministerien die dortigen Beamten nicht wirklich mit der Region zu beschäftigen, sondern haben vor, geplante Reisen zu unternehmen und sich von Leuten beraten zu lassen, die wenig mit der Wirklichkeit in den jeweiligen Ländern zu tun haben oder akademische Meinungen fern jeglicher Realität auf unseren Werten basierend verbreiten.

Libyen ist keine wirkliche Nation. Nicht nur, dass es sich geographisch um ein während der Kolonialzeit zusammengesetztes Konstrukt handelt, sondern auch die Bevölkerung ist genetisch, politisch, historisch und kulturell sehr uneinheitlich. Noch heute herrscht dort ein Stammessystem, wie es mehrheitlich für die arabischen Staaten üblich ist und wir es aus allen Ländern des Mittleren Ostens kennen, nicht anders sind Länder wie Saudi Arabien entstanden, nicht anders hat Mohammed seine Religion und seine Macht schon vor 1.600 Jahren - nämlich durch die Heirat in alle Stämme - gesichert, vergrößert und ausgebaut.

Ähnlich wie in Tunesien, wie in Marokko oder Ägypten sind die dortigen Menschen mehrheitlich nicht gegen das System, kennen die Begrifflichkeit der Demokratie überhaupt nicht, wie auch, herrscht mehrheitlich in Marokko oder Ägypten Analphabetismus, ist das Bildungssystem in Libyen eher als Absurdum zu bezeichnen, das Niveau fast unglaublich niedrig und selbst die eigene Geschichte ist jedem ein Fremdwort, wie der Besitz, geschweige denn das Lesen von Büchern faktisch kaum nachweisbar ist.

Bei den Aufständen, denn Revolutionen sind es nicht, geht es vorrangig um wirtschaftliche Probleme, das ist auch das Naheliegende und man kann in der Bibel nachlesen, was bei Menschen natürlich zuerst kommt. Es ist das Brot, erst dann der Herr. In den arabisch-islamischen Ländern kann man diese Weisheit sogar auf die Religiosität oder die Einhaltung religiöser Vorschriften ausdehnen, Gebote findet man eher wenig, mehr Verbote, mehr Vorschriften, der Koran eher eine Art Regelwerk, so wie wir uns das Bürgerliche Gesetzesbuch erarbeitet haben, so ist der Koran mit der Sharia das dortige Gesetz, allerdings mit einem ganzheitlichen, absolutistischen Anspruch, mit dem sich die Gelehrten, das waren auch die wenigen, die überhaupt lesen und schreiben konnten, mit denen sich die Herrschenden den Traum Mohammeds zu verwirklichen suchten, nämlich ein einheitliches arabisches Reich zu schaffen, über alle Widrigkeiten der politischen, gesellschaftlichen, speziell aber über alle Problematiken die Stämme betreffend hinweg, die mehr trennt als verbindet, immer schon.

Natürlich respektieren Araber, in diesem Beispiel speziell die Libyer einen Herrscher, einen für alle Verantwortlichen, einen Führer, einen Stammesältesten, einen, der nicht nur Verantwortung trägt, hier im Namen ihres gemeinsamen Gottes, sondern insbesondere auch die „Großfamilie“, somit den Stamm oder die Gemeinschaft von Stämmen versorgt. Muammar al-Gaddafi hat das getan. Ähnlich wie der Religionsstifter, ähnlich wie es die Herrscher Ibn Saud in Saudi Arabien taten, ähnlich wie die Stammesfürsten in den Emiraten, hat Gaddafi die verschiedenen Landesteile und unterschiedlichen großen und mächtigen Stämme mit dem versorgt, was ein Leben ausmacht. In diesen Gesellschaften, dazu zählen die arabischen, zählt weniger der Aufbau eines Sozialwesens, mehr der eigene Besitz und dieser insbesondere dann, wenn er mehr oder minder transportabel ist, verständlich bei einem Nomaden-Volk und althergebracht. So waren sicherlich die Krankenhäuser, die in der Ära Gaddafi gebaut wurden, eine Form der Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse, wichtiger aber noch die ganz persönliche Versorgung einzelner Stämme, Gruppen und Mitglieder. Hier dürfte eine der schwerwiegenden Fehler des Diktators gelegen haben. Er bevorzugte, vernachlässigte und bestrafte in Sippenhaft. 

Heute hören wir, als wäre es eine unbedingte Neuigkeit, dass die Befreier aus dem Osten kommen, aus der sagenumwobenen Stadt Bengasi, und glauben, dass die dortigen Unruhen aus dem Nichts gekommen sind und von den tunesischen Unruhen inspiriert wurden. Dem ist nicht wirklich so. Bengasi war nie eine wirklich große Region, sondern mehr oder minder umfasste dieser Teil Libyens nur den Großraum der Stadt selbst, deren ca. 700.000 bis 800.000 Einwohner jedoch unter den Herrschenden immer als besonders „aufrührerisch“ galten, von denen aber die gemeine Bevölkerung immer in Hochachtung vor deren Mut und Durchhaltevermögen spricht. Schon seit mehr als zwei Jahrzehnten wird diese Gegend von der Familie Gaddafi wirtschaftlich mehr oder weniger benachteiligt, Gaddafi selbst konnte niemals ohne Personenschutz oder nur in gepanzerten Fahrzeugen die Stadt besuchen, was er seit vielen Jahren ohnehin nicht mehr tat.

Der Stamm der Herrscherfamilie, eher nicht bedeutend und groß, ebenso die befreundeten oder blutsverwandten Sippen wurden dagegen sehr stark wirtschaftlich bevorzugt, was in arabischen Ländern nur wenig mit Investitionen in Aufklärung, Bildung oder Wirtschaft und Entwicklung zu tun hat. Gemeint ist eher, dass diesen Kreisen die Möglichkeit der Geld-Mitnahme gewährt wurde, des luxuriösen Lebens auch außerhalb Libyens oder die Möglichkeit, „staatlich“ verwaltete Gelder und Investitionsmaßnahmen zu überwachen und damit die unvorstellbar hohen Kommissionen und Bestechungen, die die ausländischen Firmen bezahlen und die natürlich in die Preise eingerechnet sind, abzuschöpfen – ein doppelter Diebstahl am Volk. Den Stämmen in und um Bengasi wurde diese Vorteilsnahme verwehrt, man verzichtete sogar auf die Erneuerung der städtischen Gebäude und kümmerte sich wenig um Schulen, Universitäten oder Krankenhäuser. 

In den Jahrzehnten seiner Macht wurden hunderttausende Menschen – bekanntlich auch Ausländer, die dann von der EU freigekauft werden mussten – entführt, verschleppt, vergewaltigt, bestialisch gefoltert, ermordet. Das alles ist im Westen bekannt. Und dennoch sanktionierte man Gaddafi erst nach dem Terroranschlag in Lockerbie. Natürlich ist den Strategen im Westen die arabische Seele bekannt und natürlich auch die dortige Mentalität. Muammar al-Gaddafi war immer ein Mitspieler. Er war berechenbar, und mit ihm war klar, dass die vielen einzelnen Stämme auch als eine libysche Einheit verbunden bleiben würden, mit aller Gewalt, nicht auseinanderbrechen, wie es nun die Unruhen befürchten lassen. Demokratie ist kein arabischer Begriff, und die Zeit der Aufklärung hat sich im arabisch-islamischen Raum eher zurückgehalten und dürfte noch lange auf sich warten lassen. So schändlich das heutige Töten ist, so unglaubwürdig werden die Rufe, um so peinlicher werden die Ausfälle eines deutschen Bundespräsidenten Wulff, der nicht nur innenpolitisch meinte, einen Bundesbänker abberufen zu lassen, mehr noch keinen Unterschied bei den Wurzeln der Deutschen zwischen christlich-jüdisch und muslimischen zu formulieren weiß und nun noch in absolutistischen Staaten reist, in denen jegliche Form von Menschenrechten fehlen, kein menschlicher Anstand herrscht, geht es um die Unterdrückung der Bevölkerung oder Bevölkerungsteile. Da sagt einer zu Gesprächspartnern, deren Verhalten denen von Gaddafi gleicht, dass es sich eben bei diesem um einen Gestörten handele. Absurd, dann besonders, wenn man bedenkt, wie gern sich europäische Staatschefs und auch deutsche Kanzler mit eben diesem Diktator sehen lassen haben.

Nach Gaddafi wird Libyen auseinanderbrechen. Im Süden herrschen heute schon von Gaddafi ins Land geholte schwarze Stämme mit militärischen Möglichkeiten. Daher hören wir so wenig aus dem Süden, wo man faktisch mit seinem Verschwinden rechnen müsste, würde man dort vorstellig. Der Osten würde sich zu einer islamischen Republik ausrufen, der Westen des Landes, wenig mehr weltoffen, würde sich einen Führer geben, der die Dinge nicht anders betreiben würde, als sie bisher betrieben werden. Und es ist ein Trauerspiel, mit anzusehen, dass das angeblich den europäischen Mächten nicht bekannt sein soll, die wirklich noch hoffen, Tunesien, Ägypten, Algerien, Libyen oder gar der Jemen würden nun den westlichen Demokratien nachstreben. So wird es sehr sicher nicht kommen.

Dagegen wird das der Anfang vom Ende der westlichen Weltvorstellungen sein, was wir hier erleben. Mehr und mehr Muslime und arabischstämmige Menschen überschwemmen Europa. Der türkische Ministerpräsident ruft in Deutschland ein weiteres Mal seine Landsleute auf, sich in allen Bereichen der Gesellschaft zu etablieren, aber immer darauf zu achten, dass es sich bei ihnen um Türken handele, die dem „Türkentum“ verpflichtet sein. In fast allen islamischen Ländern ist das Christentum ausgerottet, die Christen sind vertrieben, es dürfen keine Kirchen gebaut werden, selbst nicht in Indonesien, findet eine Verdrängung durch Masse und Gewalt statt, die schon im Koran in der einen oder anderen Form vorgegeben ist, die von den ungebildeten und armen Massen natürlich unterstützt wird, während wir – insbesondere in Deutschland – meinen, durch bloßes Teilen von Reichtum und Umverteilung würden alle Menschen auf die selbe Position gehoben. Doch das Gegenteil wird erreicht werden, eine so kleine Bevölkerung wie die in dem gesamten Westeuropa ist und wird nicht in der Lage sein, seine südlichen Mitgliedspartner zu unterstützen, die östlichen und neu hinzugekommenen wirtschaftlich anzugleichen und daneben noch massenhaft wirtschaftliche Flüchtlinge aufzunehmen. Deutschland und Frankreich sind das Tor zu eben jener Zukunft, während parallel von gut ausgebildeten und arbeitenden Ausländern ein viel zu hohes Mindestgehalt für ein Bleiberecht gefordert wird, subventioniert die Republik die eigene Verdrängung. Zuletzt wird ein gemeinsames niedriges Niveau bleiben. Zuletzt bleibt ein Regelwerk, was einfach und ähnlich einer Gehirnwäsche funktioniert, zuletzt bleiben Gruppen, die untereinander verfeindet sind und das durch Gewalt regulieren, es bleibt nur ein Traum von Freiheit und Demokratie.

Während meiner vielen Aufenthalte in Libyen, zuletzt wenige Tage vor Beginn der Unruhen, sagte man mir voraus, was in dem dortigen System bei etwaigen Unruhen passieren würde. „Gaddafi wird uns abschlachten.“ Wie die Bilder aus Misurata zeigen, ist es so gekommen. Tatsächlich werden nun jene Menschen „abgeschlachtet“, die viele Jahrzehnte den Diktator ebenso respektierten wie auch die typischen Vorgehensweisen in einer trotz moderner Medien und Möglichkeiten völlig zurückgebliebenen Gesellschaft, in der noch der Ehrenmord Teil des Konsenses sind, Frauen wie Tiere gehalten werden, Kinder geschlagen und missbraucht, der Tod eines Mitgliedes der Sippe mit dem Tod eines anderen ausgeglichen wird. Die stattfindenden Unruhen werden nur unter einem anderen Namen dieses System erhalten, denn Bildung und Entwicklung sind keine breit angelegten Bedürfnisse, eher Verantwortungslosigkeit und Versorgung, in einer Jahrtausende alten Tradition eben, die zuletzt noch unwiderruflich in religiösen Ansichten gefestigt werden, einer Gehirnwäsche gleich. Und die aktuellen Nachrichten: 500 Dollar für jeden, der überläuft. Der Preis des arabischen Verständnisses für Freiheit und Demokratie.