Mittwoch, 3. August 2011

Leptis Magna in Libyen

Das einzig historisch Wertvolle in der Sandkiste der Gaddhafis


Es ist nicht einfach, über Libyens Geschichte zu schreiben, denn tatsächlich endet eine wirklich interessante Historie des Landes noch weit vor der arabischen Besiedelung, nämlich als die Römer ihre Provinz Africa aufgegeben haben. Interessanterweise sind eben auch nur diese römischen Siedlungen, die nun über 2.000 Jahre nicht nur der Sahara, sondern auch der arabischen Bevölkerung trotzen, noch so gut intakt, dass ein Besuch ein Muss ist, neben einigen Nächten in der Sahara das einzige touristische Muss in Libyen. In Tripolis selbst findet man nur noch wenige wirklich historische Bauten, u.a. den Triumphbogen aus dem 2. Jahrhundert nach Christi und 4 Jahrhunderte vor Mohamed, der zum Gedenken an Kaiser Marc Aurel erbaut wurde. Die osmanische Zeit lässt sich durch einen Uhrturm erinnern, dem als Vorlage alte italienische Kirchtürme dienten, und das 16. Jahrhundert ist durch eine spanische Festung vertreten.

Etwa 120 km von der Hauptstadt entfernt liegt der Ort Leptis Magna, eine kleine Stadt, die zu den größten erhaltenen antiken Stätten der ganzen Welt zählt und sehr beeindruckt, den Besucher tatsächlich in das damalige Leben mitnimmt. So existiert neben unzähligen Bauten auch der severische Triumphbogen, die Basilika des hier geborenen römischen Kaisers Septimius Severus, ein Amphitheater und das alte Forum. Diese ehedem bedeutende römische Handelsmetropole für afrikanische Tiere gehört zum Weltkulturerbe, weitere Orte auch.

Wenngleich die Italiener auch 1911 mit den Ausgrabungen der antiken Stätten begannen, so sind doch trotz des sehr beeindruckenden und großen Umfanges des Sichtbaren bisher nur ca. 5 Prozent der Stadtfläche wieder ans Tageslicht gebracht worden. Zudem stellen sich Experten auch die Frage, welchen Sinn es haben kann, weiter tätig zu werden, denn die feuchten und salzhaltigen Winde vom Mittelmeer und die im Wechsel dazu heißen und sandigen Winde aus der Sahara zersetzen nach und nach die ausgegrabenen oder rekonstruierten Bauten.

800 vor Christi war Leptis Magna einmal die erste Handelskolonie der Phönizier in Tripolitanien (daher auch Tripolis, der Name der Hauptstadt Libyens). Zuerst herrschte Karthago über die Siedlung und nach der Eroberung durch Numidien dann die Römer um 46 vor Christi. Mit den Römern kam der Wohlstand, denn aus der Siedlung wurde zur Stadt und das bedeutendste Handelszentrum für Tiere aus Afrika. Es waren besonders Elefanten und Löwen, die im römischen Reich und den Arenen im Kampf zur Kurzweil der Römer beizutragen hatten. Die falsche Positionierung der Stadt in der Auseinandersetzung zwischen Ceasar und Pompeius führte nach dem Erfolg Caesars zu hohen Abgaben der bis dahin mit 100.000 Menschen besiedelten Metropole im Norden Afrikas. Erst Kaiser Septimius Severus befreite die Stadt und ihre Bürger von dieser Last, stammte er doch daher. 

Und dann folgte jene Geschichte, die im Norden Afrikas allen, fast allen Städten und Siedlungen wieder fuhr. Erst kam die Nomadeneinfälle, dann die Vandalen um 455 nach Christi, 647 gaben ihr die Araber den Rest und die Stadt verlor vollends ihre Bedeutung. Also dann noch Tripolis zum Zentrum von Tripolitanien ausgebaut wurde, verließen die Einwohner Leptis Magna nach und nach, Winde und der Wüstensand taten den Rest, bis wieder die Römer in Form der italienischen Kolonialherrn bald 2.000 Jahre später mit den Ausgrabungen ihrer Geschichte begannen.

Sehr interessant sind noch die bis auf ca. 12.000 Jahre vor Christi datierten Felszeichnungen im Tadrart-Acacus-Gebirge im südwestlichen Grenzgebiet zu Algerien, oder aber auch die unterirdische Stadt Ghadames mit ihren ca. 7.000 Einwohnern, auch Weltkulturerbe.

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