Montag, 11. Juli 2011

Gesellschaftliche Zustände in Marokko

Marokko gilt als beliebtes Urlaubsziel für Franzosen (ehemalige Kolonialmacht), Spanier, Italiener, ebenso bei Homosexuellen als das Sex-Tourismus-Land Nummer eins.

Wuchs der Tourismus in den letzten zehn Jahren stetig (aktuell 7.4, Ziel 10 Millionen Besucher in 2010), so hat es in 2008 und 2009 einen Rückgang gegeben. König Mohammed VI. Wunsch ist es, den Anteil des Tourismus an der geringen Wirtschaftskraft des Landes (45 Mrd. Euro, weltweit Platz 62/IWF, 2009 für 2008), von derzeit 10 % zu steigern und von der dominierenden Landwirtschaft unabhängiger zu machen. Deutsche Besucher stellen nur 4 % und damit 296.000 Besucher im Jahr. Zum Vergleich waren 2005 über 21 Millionen Touristen in der Türkei, 4.2 Millionen davon Deutsche (Focus). Das wird von Seiten des Auswärtigen Amtes mit Service und Angebot erklärt. Tatsächlich ist der Service in Marokko ungewöhnlich schlecht, zudem gibt es faktisch kein Angebot für Touristen, wenige Museen, keine Theater, keine Opernhäuser, keine Freizeitgestaltung oder sportliche Betätigungsmöglichkeiten.

Polizeistaat und Korruption

Neben diesem Umstand wird es immer gefährlicher in Marokko, da die Kriminalität rapide zugenommen hat, oftmals von der Polizei gedeckt oder organisiert. Marokko kann als Polizeistaat bezeichnet werden und ist zudem sehr korrupt. Zu Zeiten von Hassan II. rangierte das Land auf Platz 37 der Liste der korruptesten Länder der Welt. Heute liegt es nur 10 Jahre später auf Platz 82 mit steigender Tendenz (Transparency international). „Überall befinden sich Spitzel, Zuträger und die Beamten von Polizei und Geheimdienst...“ (Tagesschau 9.2008). Dennoch ist Hilfe zumeist nicht zu erhalten, Touristen gelten mehr und mehr als Freiwild. Marokko bietet keine Rechtssicherheit. Das wird oft von Ausländern verkannt. Selbst Anwälte, Notare und Richter sind oft korrupt, erwarten Bestechungen, bevorzugen Verwandte, Freunde oder Geschäftspartner. Die Korruption geht soweit, dass acht Wachleute neun Häftlingen, die 2003 die Terroranschläge in Casablanca verübt hatten, bei deren Flucht halfen (Staatliche Nachrichtenagentur). Ein französischer Journalist filmte die Vorgänge auf Marokkos Straßen und die korrupten Polizisten, ein Beitrag, der in Marokko und in Frankreich ausgestrahlt wurde und für viel Aufsehen sorgte. Die Untersuchungen liefen ins Leere, weil sich die Korruption bis in die höchsten Kreise zieht und selbst Polizisten Abgaben zahlen.

Armut, Terroristen und Entführungen

Das alles ist die Basis für die immer stärker steigende Kriminalität im Land, die sich mehr und mehr gegen Touristen, aber auch speziell gegen Homosexuelle richten.

In Sidi Moumen, einem Vorort von Casablanca, leben die Ärmsten der Armen. DIE ZEIT beschreibt die von der Al Kaida und anderen Organisationen hier rekrutierten Selbstmordattentäter, die weltweit eingesetzt werden, als „Rekruten aus der Hölle“, denn tatsächlich steht das dortige Leben in keinem Zusammenhang mit Menschenwürde. Die 30. Rallye Dakar musste im Dezember 2008 wegen der Terrorgefahr abgesagt werden, parallel dazu wurden in der Grenzregion des Nachbarlandes Mauretanien vier französische Touristen von Islamisten ermordet (Berliner Morgenpost). La Libre Belgique fürchtet, dass diese Aktionen ausgeweitet werden und zunehmend Touristen Opfer von Anschlägen werden. Das auswärtige Department der Schweiz warnt vor „Terroranschläge und Entführungen im gesamten Land“. Entführungen durch islamische Terroristen oder durch Schmuggler nehmen zu, in manchen Gegenden solle man nächtliche Autofahrten vermeiden, weil die Drogen-Mafia Überfälle organisiert oder entführt. Das Magazin Act von Greenpeace (Ausgabe 3.3008) berichtet von Überfällen, „die einige Opfer nicht überlebten.“ Mitte Mai berichtete „le Matin“ über die Schließung von 267 Banken und Filialen, da es immer häufiger zu Raubüberfällen käme und die Banken nicht ausreichend gesichert sind. Die Deutsche Botschaft warnt vor Taschendieben. 

Hetze gegen Juden, nicht-Muslime und Homosexuelle

Die immer stärker werdenden islamischen Fundamentalisten hetzen gegen Touristen, Ungläubige und Homosexuelle.

Gründeten einst Juden auf Wunsch des Königs die Hafenstadt Essaouira und lebten dort Ende 1945 20.000, so sind es heute noch sieben, in Marokko waren es eine halbe Million. Heute sind es 6.000 Juden (DeutschlandRadio). 65 % der Marokkaner wünschen sich eine Islamische Republik. Zu Hassans Zeiten lag die Zahl unter 49 %. Immer mehr Frauen verschleiern sich. Und die Fatwa des Ägyptischen Großajatollah Ali al-Sistani aus 2005, der zur „möglichst brutalen Ermordung von Schwulen aufrief“ (Der Spiegel), drang bis nach Marokko. 

Verhaftungen und Morde

In über 30 islamischen Ländern ist Homosexualität verboten. „Am repressivsten sind säkulare Regime wie in Ägypen, Marokko und der Türkei...“ (Scott Long von Human Rights Watch). Aufgrund zahlreicher Morde an Homosexuellen und anderen Gewalttaten, fand im Sommer 2009 im marokkanischen Fernsehen eine Diskussion statt, in der Teilnehmer zur Tötung von Homosexuellen aufrufen konnten. Die Taz berichtete von 21 verhafteten Homosexuellen (langjährige Haftstrafen). Im April 2009 geschah das gleiche einer Gruppe, die auf einer Party homosexuelle Handlungen durchgeführt haben soll (Tagesschau). Wieder im Oktober 2009. Die meisten Morde in Marrakesch (höchste Kriminalitätsrate in Marokko und 35 % aller touristischen Besucher), werden zumeist als „Selbstmord wegen Liebeskummer oder Partnerschaftsproblemen“ ausgegeben. Die Getöteten wurden zudem ausgeraubt. In Agadir häufen sich die sexuellen Übergriffe gegen Frauen.

Im Oktober 2009 berichteten örtliche Zeitungen über die Tötung von drei Homosexuellen, die zudem noch zerstückelt wurden, ähnlich geschah es zuvor einer Frau und einem Mann, deren Körperteile in Plastiktüten in der Bahn in unterschiedliche Richtungen verteilt wurden.

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