Montag, 11. Juli 2011

Medi und der Koran

Man kommt durchgehend nicht drum herum, in einer arabisch-islamischen Gesellschaft über eben diese staatlich verordnete Religion zu sprechen, weil einem die Umstände fortlaufend aufgenötigt werden oder man selbst genötigt wird, positiv zu bestätigen, an eben diesen Gott zu glauben.

Heute hatte ich ein Gespräch mit einem 21jährigen Mann, der zum ersten Mal in seinem Leben überhaupt aus der drittgrößten Stadt Marokkos herausgekommen war und nun auch noch auf mich, einer Art menschlich gewordene teuflische Versuchung, gestoßen ist.

Mehdi achtet streng darauf, dass er die Regeln des Ramadans einhält. Diese Regeln sind die, die ihm seine Oma, bei der er lebt, vermittelt hat. Den Koran hat er nie gelesen. Das bisschen, was ihm über den Islam überhaupt bekannt ist, wurde im schulischen Zwangsunterricht gelehrt. Er berichtet, dass er noch nie außerhalb der Schule jemals ein Buch gelesen hat, selbst den Koran nicht und sich auch nicht dafür interessiert. Um seine Zeit rum zu bekommen, chattet er mit Chat-Partnern, surft im Netz, hört Musik oder schaut sich die unvorstellbar einfachen und für arabische Seelen produzierten Liebesfilme der ägyptischen Filmindustrie an. 

Eine der Regeln im Ramadan lautet, so Mehdi, dass man von 4 Uhr morgens bis 19 Uhr abends nichts zu sich nimmt. Während dieser Zeit geht es ihm körperlich sehr schlecht. Er hat laufend Kopfschmerzen, schläft über den Tag so lange es nur geht und macht die Nacht zum Tag. Warum fordert der Prophet den Ramadan? Medhi findet darauf keine Antwort. Es ist eben wie es ist. So wurde es ihm beigebracht. Fragen stellen gehört nicht zu den Regeln des Islam, schon gar nicht zu den Charaktereigenarten eines Marokkaners. So Gott will eben.

Warum gehören die meisten islamischen Ländern zur 3. Welt, warum sind es arme Länder? Warum haben hier die Menschen eine so unvorstellbar schlechte Schul- und Ausbildung, warum sind keine sozialen Netzwerke vorhanden? Wie kommt es, dass 250 Millionen Araber in 22 Ländern inklusive der Förderung von Öl zusammen nur auf die Wirtschaftskraft von Spanien kommen? Weswegen kommen keine Erfindungen aus islamischen Ländern? Warum keine Neuerungen, die die Evolution voranbringen? Warum keine Entwicklung wie in den Schwellenländern, die noch vor wenigen Jahrzehnten auch zur 3. Welt gezählt wurden? Warum ist das so in einem islamischen Land, in dem die Gedanken und das Handeln der Menschen angeblich vom Glauben an Allah und dessen Regeln getränkt sind? Warum existiert ein unvorstellbar großer Sexhandel mit Kindern, warum existieren Arbeitssklaven in der islamischen Welt? Und warum helfen die Reichen mehrheitlich dem eigenen Volk nicht durch humane Investitionen? Warum ist man sich immer selbst näher als es einem jeder Glaubensbruder wäre, und warum halten gerade Araber nichts von Arabern, fast immer und fast in allen arabischen Staaten?

Mehdi weiß nicht warum. Will Gott vielleicht die Gläubigen prüfen? Aber warum prüft er in dieser Form nicht auch die vielen Ungläubigen in den westlichen Demokratien?

Will Dein Allah, dass die Frauen eine so untergeordnete Rolle spielen? Will er, dass Du Deine Mutter, Deine Schwester oder Deine Oma den ganzen Tag dazu anhältst, Dich zu bedienen, Dir hinterher zu räumen, Dich zu versorgen? Will Dein Gott, dass die Frau verschleiert, in manchen islamischen Ländern faktisch untertage gehalten wird, selbst ein Esel ein besseres Dasein fristet? Will Dein Gott das? 

Und wieder lautet Mehdis Antwort, dass er es nicht weiß, nicht darüber nachdenkt, es zum Nachdenken darüber keinen Grund gäbe. Es ist eben so, wie es ist, so Gott will. Und woher weiß Du nur, dass Gott es so will? “Ich weiß nicht woher.“

Will denn Allah auch, dass sich Moslems in islamischen Ländern gegenseitig töten, wie es tausendfach geschieht, millionenfach seit Jahren im Iran-Irak-Krieg, während des Einmarsches des Irak in Kuwait, zwischen den Palästinensischen Gruppierungen, durch radikal-islamischen Terror hunderttausendfach in Irak, in Afghanistan, Pakistan, im Libanon und Algerien? Und natürlich war mir die Antwort ungesagt klar: “Ich weiß nichts davon, dass Moslems gegen Moslems Krieg führen oder sich töten. Davon habe ich nie gehört.“ Und er hat auch nie davon gehört, dass Moslems Männer vergewaltigen und Frauen in den Gefängnissen und als Foltermethode und zur eigenen Lustbefriedigung, obwohl das alles auch in den hiesigen Zeitungen steht, die aber Mehdi nicht liest. Keine Zeitungen. Keine Magazine. Keine Nachrichten. Keine Sendungen über irgendein Sachthema. “Ich habe kein Interesse an meinem Land.“, sagt er und muss allerdings auch zugeben, dass kein Interesse an anderen Ländern besteht, eigentlich an nichts.

Nach einer gewissen Zeit fragt mich Mehdi, der sich nun schlecht fühlt, wenngleich er auch nicht weiß warum, ob ich denn möchte, dass er aufhört zu beten und nun völlig verunsichert ist, als ich antwortete, vielleicht solltest Du nicht fünfmal am Tag beten, sondern zwanzig Mal. Vielleicht solltest Du keine Zeit mehr haben, die Frauen in Deiner Umgebung derart schlecht zu behandeln, nach Sonnenuntergang Dich dem völlig zügellosen Sex hinzugeben, dem Alkohol, den Zigaretten, dem Lügen und Betrügen und Dich der weiteren Verdummung durch Fernsehen auszusetzen, wenn es denn noch möglich ist.

Mehdi ist ein junger Mann von Millionen ohne Hoffnung auf ein wirklich menschenwürdiges Leben, ohne Hoffnung, jemals zu erfahren, was Zivilisation heißt, was Menschenrechte sind, was Gleichberechtigung bedeutet, Werte, innere Werte, Bildung, Berufung und Beruf, Leben, Erleben, Philosophie, nicht einmal was Religion bedeuten kann, was sie für ihn und seine arabischen Schwestern und Brüder bedeutet, was man aus der Religion für sich und die Gesellschaft herausziehen kann, was allerdings diese Religion als Gesetzesvorlage für eine ganze Rasse und von Wächterräten unmissverständlich durchgepeitscht unter Anwendung der militärischen Kraft der Polizei, des Geheimdienstes und des Militärs, was allerdings diese und derart missverstandene, wenn überhaupt verstandene Religion alles zerstören kann, unbarmherzig, menschen- und lebensverachtend, wider jeglicher sozialen und intellektuellen Errungenschaft domestiziert, peinigt, tötet.

Mehdi und ich gehen meine hier zu Papier gebrachten Gedanken durch, während ich auf eine Reaktion warte, sagt er abschließend, dass der Buchstabe h in seinem Namen Mehdi noch vor dem d steht, nicht dahinter.

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