Montag, 11. Juli 2011

Attentate in Casablanca

In den drei Tagen, in denen ich mich in Casablanca aufgehalten habe, sind sechs Bomben explodiert, bei denen die sechs Selbstmord-Attentäter und ein Polizist umgekommen sind, keine Touristen, keine Einwohner der Stadt. Nach nur wenigen Stunden waren die Plätzen geräumt und gereinigt, der Sachschaden war klein und überschaubar.

Das Ergebnis macht die Tatsache, dass Extremisten in Marokko oder wie zuvor in Algerien Attentate verüben, dort starben über 30 Menschen, nicht besser, nicht weniger dramatisch, eher bleibt eine stetige Angst, bleibt die Ungewissheit, ob in dem größeren Auto, dass auf einen zukommt, nicht auch Bomben geladen sind, ob der Bus, der vor einem an der Ampel zum Halten kommt, nicht auch noch explodiert, ob dort, wo sich viele Menschen ansammeln, nicht womöglich auch ein Extremist sich unter der Gruppe befindet.

Marokko ist ein sehr armes Land. Die wirtschaftliche Oberschicht, die herrschende administrative Klasse, die militärische Führung sind zumeist korrupt; Marokko steht hier weit hinter einem Land wie Tunesien und hat sich zu einem der korruptesten Länder der Welt entwickelt, und sicherlich wird in dem Land vieles falsch gemacht, was zu der Anbindung vieler junger Menschen an die angeblichen Heilslehren der Islamisten führt, eigentlich mehr wegen der Aussichts- und Chancenlosigkeit in dem Lande und der nicht vorhandenen anderen Möglichkeiten, seine Zukunft zu gestalten.

Abgesehen aber von der Frage nach den Hintergründen und Ursachen extremistischer Handlungen, ist es den Sicherheitskräften in Marokko schon bei früheren Anschlägen und Anschlagsversuchen regelmäßig gelungen, vorher die Beteiligten aufzuspüren, ausfindig zu machen und derart zu stellen, dass es nicht zu so unglaublich vielen Opfern, diesmal eben keinen, unter der Zivilbevölkerung gekommen ist oder kommt.

Das liegt unter anderem daran, dass man, wie in vielen arabischen Ländern, der dortigen Kultur und dem dortigen Rechtsempfinden entsprechend darauf verzichtet, die Diskussions- und Konsenskultur überzubewerten, sondern der Härte des Terrors Härte und Unnachgiebigkeit entgegen setzt. Jede Art von direkter und indirekter Infragestellung des Systems wird dort, typisch arabisch, sofort und mit allen Konsequenzen strafrechtlich verfolgt.

Das ist kein Vorbild für eine Demokratie. Es ist aber vielleicht einmal der Anlass darüber nachzudenken, ob wir unser Vorgehen gegen Islamisten nicht novellieren sollten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen