Montag, 11. Juli 2011

Islamische Prägung Nordafrikas und Mittel-Ost

Die ehemalige arabische Hochkultur hat ca. 1.400 Jahre bis tief in den asiatischen Raum, im Norden Afrikas und im südlichen Teil Europas Spaniens geprägt und gestaltet. Eines der schönsten Zeichen dieser Kultur findet sich in Andalusien, wo man die einzige Hochkultur Spaniens entfaltete.

Ägypten, Libyen, Marokko - da werden die Kulturen verwechselt

Ägyptens arabische Vergangenheit begann mit den Kalifen. Davon zeugen heute die beeindruckenden, teilweise festungsähnlichen Anlagen der islamischen Sakralbauten in Kairo. Die arabische Kultur der arabischen Halbinsel in ihrer heutigen Form entstand mit der ersten Ausbreitung des Islams durch Mohammed selbst. Vorher hat es eine Zusammengehörigkeit und gemeinsame kulturelle Basis der dortigen Nomaden und Viehtreiber nicht gegeben. Marokkos Historie entsprang der andalusischen. Juden, Christen und Muslime zogen aus dem Mittleren Osten nach Spanien, wurden nach und nach von den Katholischen Herrscher zurückgedrängt, zuletzt vertrieben und suchten sich ihr „neues“ Spanien, in Marokko. Viele Begriffe in dem in Marokko gesprochenem arabischen Dialekt, viele Orts- oder Straßenbezeichnungen weisen heute noch darauf hin. Hier finden wir zudem die aus Andalusien bekannte Architektur heute noch, weil Juden und Muslime sich hier ein „neues“ Andalusien aufgebaut haben. Städte wie Fez, Megnes, Marrakesch sind beste Beispiele. Die muslimischen Wohnhäuser sind nach innen gewandt, also ohne Außenfenster, dafür mit einem Licht durchfluteten Innenhof, die jüdischen Häuser sind umgekehrt ausgerichtet. 

Dagegen dominieren die Altstädte von Rabat, Casablanca, Essaouira, Tanger oder El Jadida bis heute architektonisch die Kulturen der ehemaligen Kolonialmächte Portugal, Spanien oder Frankreich (Casablanca – Das weiße Haus).

Die Kasbah von Quazazate, an die östliche Sahara grenzend und auf der Seite Algeriens vor dem Atlas Gebirge ist wegen seiner Felsenstadt berühmt. Hier wurden und werden laufend historisch geprägte Filme gedreht, die sich um Themen um die Zeit Christi oder weit davor beziehen. Doch diese Stadt in ihren heutigen Form wurde vor gar nicht so langer Zeit wenngleich auch im traditionellen Stil dieser Gegend der Sahara vor ca. 150 bis 200 Jahren erbaut.

Bei der libyschen Kultur handelt es sich nicht um eine arabische. Libyen und Tunesien (siehe Karthago) waren Teile der römischen Provinz Africa. Vorher lebten dort Beduinen, Nomaden und Berber Stämme, die kein zusammen hängendes Staatswesen kannten. Noch heute zeugen Monumente in Tripolis oder zum Teil hervorragend erhaltene vollständige Siedlungen, Triumphbögen oder Amphitheater in unterschiedlichen Küstenregionen von dieser damaligen Hochkultur der reichen Provinz.

Die arabischen und semitischen Stammländer

Palästina, Syrien, Jordanien, der Libanon, der auch einmal syrisch war und der Irak sind nach aktuellen wissenschaftlichen Kenntnissen der Ursprung der Zivilisation, nicht der Ursprung des menschlichen Entstehens oder Zusammenlebens, das den aktuellen Erkenntnissen nach in Ost-Afrika stattgefunden haben soll. Das alte Assyrien, die Stammländer der Semiten, hatten eine Hochkultur, und deren auch schon aus dem alten Testament zu erkennende Geschichte und Traditionen weisen auf 50.000 Jahre zurück. Die Gegend im Irak zwischen Euphrat und Tigris wird als das Zweistromland bezeichnet. Von dieser Gegend spricht das Alte Testament als Paradies. Hier herrscht heute ein Bürgerkrieg, der allein im Letzten Jahr Schätzungen zufolge ca. 350.000 Menschenleben gekostet hat. Leider sind Kulturgüter der Menschheitsgeschichte in großer Zahl zerstört oder geraubt worden.

Das alles hat mit den heutigen Arabern nichts zu tun, nicht die 6.000 Jahre alte Geschichte der Ägypter, nicht die völlig getrennt zu sehende Historie und Entwicklung des Iran, dessen Menschen im Islam bei der Darstellung von Menschen und Tieren aufgrund des dort blühenden Kunsthandwerkes immer eine Sonderstellung hatten und auch die Provinzen Africa des römischen Reiches nicht.

Noch heute unterscheiden sich die Israelis, Libanesen, Syrer, Iraker und Jordanier von dem Rest der arabischen Welt, zum größten Teil aus einem Stamm entsprungen. Das wird nicht nur in der Historie, sondern heute noch in der Sprache sehr deutlich. Wer einmal in Athen gewesen ist, wird sagen müssen, dass da faktisch nichts vollständig erhalten ist. Doch ist ein Turm in der Altstadt zu finden, der bis zum heutigen Tag vollständig erscheint. Es handelt sich hier um die älteste Sternwarte der Welt, ein Geschenk eines syrischen Kaufmannes an Athen, die damalige Großmacht, die Wiege der Demokratie (wenngleich dort auch keine Volksdemokratie herrschte).

Nicht die Nation, die Religion verbindet im Islam

Araber haben sich mit dem Islam verbreitet. Das Wir-Gefühl war ein wichtiger Bestandteil des „Arabertums“. Dieses Gefühl basiert nicht auf die Zugehörigkeit zu einer Nation, sondern auf die gemeinsame und alle verbindende Religion. So sehen sich die Nubier mit ihren „schwarzen Pharaonen“ als die wirklichen Ägypter, die schwarzafrikanischen Sudanesen nicht als Araber, die Berber in Marokko, Algerien und Tunesien oder die Tuareg weisen es stetig von sich, zum arabischen Volk zu gehören. Allen gemein ist jedoch die akzeptierte Zugehörigkeit zur großen Familie des Islam.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen